Als wäre es nicht genug gewesen, dass Winter und ich vor kurzem in Handschellen in ein Einsatzfahrzeug saßen, musste ich diese Situation tatsächlich noch einmal durchleben.
Ich hatte mich hinter einem Baum versteckt, was ungefähr so effektiv ist, wie das Verstecken vor seinen eigenen Händen – bei Babys sorgt dies vielleicht noch zu Überraschung, bei Erwachsenen dagegen eher für Unglauben. Der Mann in Uniform tippte mir auf die Schulter und sah mich kopfschüttelnd an.
Leise vor mich hinbrummend sagte ich: »Wie haben sie mich nur gefunden?«
»Man kann ihren Pulli auf einem Kilometer leuchten sehen.«
»Vielleicht hätte ich eine weniger auffallende Kleidung wählen sollen?«
»Die meisten professionellen Verbrecher stehen auf Schwarz.«
»Das ist jetzt etwas rassistisch.«
»Das war nicht auf die Hautfarbe gemünzt.«
Er schnappte meine Hand und ließ das kalte Eisen einrasten.
Ich sagte: »Eigentlich hatte ich erwartet, dass ich in den kalten Lauf einer Knarre blicken würde.«
»Wir können das noch nachholen, wenn Sie darauf bestehen.«
Während er meinen zweiten Hand fesselte, dachte ich an die Gelegenheit zurück, als man mich nachts angehalten hatte um mich zu fragen, ob ich etwas getrunken hatte und ich nur erwiderte: »Leider nein, aber darf ich trotzdem mal pusten?«
Das hatte sich als eine dumme Idee herausgestellt, da Polizisten ab 2 Uhr nicht unbedingt zu Späßen aufgelegt sind, weshalb ich diesmal antwortete: »Eigentlich machen Sie Ihre Arbeit auch jetzt schon sehr souverän. Da kann ich auf den Anblick Ihrer Dienstwaffe gerne einmal verzichten.«
Mittlerweile hatten sich noch weitere Herren in Blau zum Treiben dazugesellt und schubsten mich in die Richtung, in der ihre Fahrzeuge standen.
Auf dem Weg trafen wir auf Herrn Paul, der uns rotgesichtig und schwer atmend entgegen wankte. Als er mich sah, erhellte sich seine Mine und er sagte: »Haben wir sie doch bekommen.«
Der Beamte, der mir die Arme hielt, meinte trocken: »Das war nicht besonders schwer.«
Dem Kommissar sah man an, dass ihm diese Erwiderung nicht ganz passte. Er murmelte: »Ich muss dringend mehr Sport treiben.«
Ich nickte und sagte: »Das war auch mein Gedanke.«
»Wollen sie sich jetzt über mich lustig machen?«

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.