Ich stand auf und rannte los, was mich allerdings nur um die nächste Ecke des Hauses brachte, bis ich keine Luft mehr bekam. Irgendwann sollte ich meine Einstellung gegenüber Sport überdenken.
Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich einmal in einer Vorstellungsrunde, nachdem 20 Leute vor mir mit ihren famosen Bewegungs- und Rumhüpf-Hobbys angaben und dafür individuell Bewunderung einheimsten – Squash galt damals schon als eine der hipsten und gefährlichsten Betätigungen überhaupt, direkt nach dem professionellen Bungee-Jump – vor der gesamten Belegschaft den Satz aussprach: »Ich bin unsportlich und stolz darauf.«
In Hinblick auf meine brennende Lunge, war ich an dieser Stelle meiner Geschichte weitaus weniger stolz auf mich, zumal ich die falsche Hausecke auserkoren hatte.
Vor mir standen drei Einsatzwagen und mindestens vier wartende Beamte direkt davor. Einer von ihnen erkannt mich sofort. Er hatte einen Walrossbart im Gesicht und schien einigermaßen überrascht mich hier zu sehen.
Mein Gehirn entschied, dass mich meine Lunge nicht umbringen würde, wendete meinen Körper und führte ihn, weniger elegant jedoch effektiv, so schnell es konnte fort vom Ort des Geschehens. Hinter meinem Rücken wurden Befehle gebellt, deren Bedeutung nicht schwer zu verstehen waren.
Ich blickte mich um. Vor mir erstreckte sich das Gleichmaß an hohen Häusern und Eingängen, die sich alle nicht als Versteck nutzen ließen.
Hasen sollen bekanntlich Vorteile haben, weil sie sich im Zickzack bewegen. Eine ähnliche Taktik war hier vielleicht ebenfalls angebracht.
Schnell huschte ich in die nächste Seitengasse, wobei das Adjektiv ›schnell‹ nicht wirklich passte. Wahrscheinlich hatten mindestens zwei der Beamten mich schon gesehen, bevor ich überhaupt abgebogen war.
Hier in der Nähe musste ein kleines Waldstück sein. Wenn ich dies erreichte, wäre ich vielleicht in Sicherheit.
Diese Idee stellte sich letztendlich als ziemlicher Blödsinn heraus. Auf der einen Seite erreichte ich tatsächlich den Wald, bevor mich einer der Polizisten einholen konnte, auf der anderen standen die Bäume so weit auseinander, dass ich mich auch auf eine offene Straße hätte stellen können. Ich verfluchte im Stillen mein Glück.

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.