Wir traten auf die Straße. Natürlich fehlte jede Spur von meinem Auto. Außerdem fehlten mir die Schlüssel.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sah ich eine Gestalt, die die Kapuze ihres Regenmantels tief ins Gesicht gezogen hatte.
Mit einem Kopfnicken in die Richtung des komischen Kerls, deute ich Winter an, dass wir beobachtet wurden. Sie sah mich irritiert an und schüttelte den Kopf.
Ich zischte: »Da drüben.«, und deutete erneut in die Richtung.
Winter drehte ihren Kopf und sagte: »Was ist da?«
Als ich hinsah, konnte ich niemanden mehr sehen.
»Da stand gerade noch so ein Kerl, der uns beobachtete.«
»Du spinnst. Wahrscheinlich leidest Du unter Verfolgungswahn.«
»Das ist lustig, dass Du das bemerkst. Wusstest Du, dass die Wahrscheinlichkeit unter Paranoia zu leidet, bei Menschen, die in Wintermonaten geboren wurden, höher liegt, als bei anderen?«
»Willst Du mir jetzt was anhängen?«
Ich schüttelte den Kopf und sagte: »Fahren wir mit dem Bus?«
»Wohin?«
»Das ist eine gute Frage.«
»Die Frage stammt ja auch von mir.« Winter lachte spitz auf.
»Könntest Du das bitte lassen – dieses Lachen erzeugt Aufmerksamkeit, die wir jetzt nicht brauchen.«
Nickend sagte Winter: »Zunächst einmal weiß niemand, dass wir raus sind. Die Einzigen, die es interessiert, liegen drinnen im Tiefschlaf. Des Weiteren können wir zu mir fahren. Die Bude kennt niemand.«
»Du meinst diese Wohnung, in der ich Dich im letzten Herbst besucht habe?«
»Nein ich hab schon etwas anderes. Du wirst es lieben.«
Wir stellten uns an eine Bushaltestelle und warteten. Eigentlich war die Idee den Bus zu nehmen für eine übereilte Flucht ziemlich dumm. Allerdings hatte ich keine Lust, Winter darauf hinzuweisen.
Der Bus hatte Verspätung. Wir warteten eine dreiviertel Stunde, in der ich immer nervöser wurde. Unter ein paar dunklen Bäumen meinte ich, die Umrisse einer Person mit Regenmantel zu erkennen. Als ich jedoch noch einmal hinsah, war sie verschwunden.
Dann sah ich den Kerl hinter einer Litfaßsäule. Ich konnte fast sein Gesicht erkennen. Als ich dann blinzelte, war er verschwunden. Ich glaubte langsam, unter schwerem Stress zu stehen – als Folge des Schlafmangels oder irgendeiner anderen Begebenheit der letzten paar Tage.
Endlich hielt der Bus vor uns und öffnete seine Türen. Ich stapfte am Busfahrer vorbei und sagte: »Meine Begleitung kümmert sich um die Fahrkarten.«
Eine Brieftasche hatte ich natürlich nicht mehr.
In der letzten Reihe sah ich jemand sitzen. Bei der abgedunkelten Beleuchtung konnte ich sein Gesicht jedoch nicht erkennen. Als ich näher kam, sah ich, dass er einen schwarzen Regenmantel an hatte. Schnell drehte ich mich zu Winter, die immer noch mit dem Fahrer diskutierte. Es war sinnlos, sie jetzt zu unterbrechen, deshalb drehte ich mich wieder zurück.
Der Platz, an dem jemand gerade noch gesessen hatte, war leer.
