Mit einem Nicken schrieb der Kommissar ein paar Zeilen in ein kleines Heft, welches er vor sich liegen hatte.
»Was schreiben sie da in ihr Buch?«
»Dass sie sich für furchtbar schlau halten oder ziemlich blöd sind.«
»Sowas würde ein Psychiater sicherlich nie aufschreiben.«
Interessiert blickte mich mein Gegenüber an und sagte: »Besuchen sie einen Psychiater?«
»Nein, aber ich kenne sowas aus dem Fernsehen.«
Er klopfte mit seinem Stift gegen den Schreibtisch und notierte sich erneut etwas. Ich sagte: »Müssen sie uns nicht darauf hinweisen, dass das Gespräch aufgezeichnet wird?«
»Wollen sie denn, dass das Gespräch aufgezeichnet wird?«
»Brauchen wir einen Anwalt?«
»Kennen sie einen?«
Ich nickte und sagte: »So viele, dass ich kaum noch hinterherkomme. Irgendwie gibt es davon extrem viele in meinem Bekannten und Freundeskreis.«
Der Kommissar schüttelte den Kopf und drehte sich zu Winter. Er sagte: »Wo waren sie während der Explosion, gestern auf dem Marktplatz?«
Winter lachte unpassend auf und sagte: »Ich stand direkt davor.«
»Passanten haben gesehen, wie eine Frau, deren Beschreibung auf sie passt, kurz vorher etwas an dem Stand gekauft hatte. Sind sie sicher, dass sie in der Nähe der Explosion waren? Eigentlich hätte die Wucht sie in Stücke reißen müssen.«
»Wir standen direkt davor und hatten Glück.«, sagte ich. Wobei das Wort ›Glück‹ unglaubwürdig wirkte.
Herr Paul rieb sich erneut nachdenklich den Schnäuzer. Er sah Winter und mich der Reihe nach an und sagte: »Kurz nach der Explosion sah man sie beide vom Tatort flüchten.«
»Wir haben eine Verdächtige verfolgt.«
Winter sah mich an und schüttelte den Kopf. Ich fühlte ihren Fuß auf meinem und sie gab ein Schnalzen von sich.
»Wie sah diese Person aus?«
Ich sah zunächst zu Winter und dann zurück zum Polizisten. »Sie sah fast so aus wie Winter.«
»Sie sah mir überhaupt gar nicht ähnlich. Wenn man ein Kamel neben einen Esel stellen würde, wären mehr Ähnlichkeiten vorhanden.«
Den Kopf schüttelnd sagte ich: »Sie hatte Deine Größe, ebenfalls lange blonde Haare und in etwa das gleiche Alter.«
Neben mir erklang ein »Pah! Wie ich schon sagte, beide vier Füße und ein dichtes Fell – wenn man es darauf begrenzt, seht ihr Menschen euch doch alle ähnlich.«
»Was hat diese Frau den gemacht?«
»Sie stand am Rand des Marktplatzes. Mir kam das verdächtig vor. Als wir zu ihr gingen, rannte sie weg.«
»Und sie haben sie verfolgt?«
»Sie rannte zu einer Dachterrasse und sprang zum gegenüberliegenden Haus. Winter verfolgte sie auf das nächste Dach, während ich versuchte sie von unten zu orten. Leider wurde ich allerdings von einem Kollegen von ihnen dabei gestoppt.«
Herr Paul erhob sich und nickte uns zu. Er sagte: »Das wäre fürs Erste dann Alles.«
Mit einer Handbewegung deutete er auf die Tür.

2 Gedanken zu „Das Verhör Teil 2“
Kommentare sind geschlossen.
Sooooo… jetzt hast du mich wieder! 😉
Und ich hoffe, es ist nicht zu brutal. Ich wollte nur keinen Krimi mehr, da ich den ja schon hatte.
Was als nächstes kommt, kann ich noch gar nicht sagen…