Ich fand ihn draußen, das heißt lediglich Teile von ihm. Seine Beine waren merkwürdig verdreht und von seinem Oberkörper fehlten ein paar Stücke. Sein rechter Arm war vollständig verschwunden. Wahrscheinlich war es der Teil, den ich vorhin hochgehoben hatte.
Sein Kopf war so eingedrückt wie ein gekochtes Ei, welches man vom Esstisch fallen gelassen hat. Wenigstens war er auf der Stelle tot gewesen.
Ich bückte mich und drückte seine Augen zu.
Winter stand auf einmal hinter mir und sagte: »Auch wenn er mich gelangweilt hat, ich hatte ihm nicht den Tod gewünscht.« Dabei war sie so laut, dass sie gerade noch von mir wahrgenommen werden konnte.
Ich schrie zurück: »Dir gebe ich keine Schuld. Diese Dame, die während des Frühstücks versucht hat mich zu erschießen, gebe ich alleinig die Schuld.«
Schnell dreht ich mich auf der Stelle. Wenn jemand die Bombe ausgelöst hatte, um mich zu treffen, würde er vielleicht noch in der Nähe sein.
Tatsächlich erblickte ich die Blondine in einiger Entfernung am Rande des Marktplatzes. Sie stand außerhalb der Deckung, was auch daran lag, dass einige Stände durch die Druckwelle umgekippt waren.
Sie merkte, dass ich sie anblickte.
Ich nickte in ihre Richtung und sagte: »Das ist sie. Das ist die Kuh, die immer wieder versucht, mich zu ermorden.«
Winter setzte sich blitzschnell in Bewegung. Ich kam nur mühsam hinter ihr her. Das lag teilweise daran, dass meine Beine unter mir immer wieder leicht wankten, wie auch daran, dass überall Trümmer herumlagen, denen ich ausweichen musste.
Die Blonde hatte sich unterdessen umgedreht und tat ihr Bestes, Raum zwischen zu gewinnen. Sie hatte etwas Elegantes an sich und war extrem schnell.
Winter holte jedoch auf. Sie folgte der Attentäterin behänd und übernatürlich. Ich kam nur mühsam weiter.
Die Blonde verschwand in einer Haustür und nur kurze Zeit später hechtete Winter hinterher.
Als ich die Tür erreichte, war von den Beiden keine erkennbare Spur mehr zu erkennen. Allerdings konnte ich im Hausflur über mir Schritte hören.
Aus Filmen lernte man bekanntlich, dass die dümmste Art sich in Sicherheit zu bringen, immer noch darin besteht, sich auf eine höhere Ebene zu flüchten. Wenn man dazu bedachte, dass der Angreiferin ein höheres Wesen auf der Spur war, wurde die Chance auf Erfolg mikroskopisch klein. Ich zögerte kurz, kam dann allerdings zu dem Schluss, dass ich mir den Kampf gerne ansehen würde.

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.