Der Gemüsestand war immer gut besucht. Herrscharen von graugesichtigen Normalos quetschten sich vor den vollgestopften Auslagen, als würde man nur hier sein Gemüse extra gesund erhalten. Dieser Stand verleitete mich ebenfalls dazu, etwas zu kaufen. Vielleicht lag das ja auch am selben geteilten ungewöhnlichen Nachnamen, der den Stand, trotz keinerlei nachvollziehbarer familiärer Verflechtung, zierte.
Ich blieb direkt vor dem Obst stehen und ignorierte das durchgehende monotone Gelaber meines schon scheinbar viel zu alten Freundes. Innerlich dachte ich darüber nach, dass dieser Freund ganze 3 Jahre jünger war als ich und sich trotzdem benahm, als wäre er mindestens 20 Jahre älter.
Die Aprikosen sahen verlockend aus. Außerdem liebe ich Ananas. Ich hob eine prüfend hoch und wunderte mich darüber, dass sie so schwer in der Hand lag.
Dann brach die Hölle über uns ein.
Der Stand vor mir detonierte.
Die Druckwelle riss mich nach hinten und durch ein nahes Schaufenster. Tausende kleine Splitter rasten an mir vorbei durch die Luft. In meinem Kopf rumorte ein Piepsen, welches nicht enden wollte. Es hatte eine Trillerpfeife im Maul und blies aus voller Wucht zu.
Als ich meine Augen öffnete, war ich von Büchern umgeben. Ich blickte mich prüfend um. Eine rote Flüssigkeit tropfte von der Decke. Neben dem Büchertisch, auf dem ich unsanft gelandet war, hing etwas fleischfarbenes hinab. Ich nahm es hoch und konnte feingliedrige Finger an einem Ende erkennen. Das andere Ende war klebrig und mit Gewalt entfernt worden.
In der Ferne hörte ich Menschen schreien. Ich nahm sie wie durch einen Nebel wahr. Das Pfeifen in meinem Kopf ließ keine Sekunde nach. Es hatte sich mittlerweile auf eine Tonart geeinigt und spielte munter weiter.
Eine riesige Glasscherbe lag auf meinem Bauch. Sie hatte meine Kleidung zerfetzt. Verärgert dachte ich darüber nach, wie viele Sachen ich mir neu kaufen musste. Der Bademantel von heute Morgen war bestimmt auch nicht mehr zu retten.
Ich schob das Glas von meinem Körper, was mir einige Anstrengung kostete. Eigentlich hätte mich die Scherbe zerteilen müssen. Als Tod mir die Unsterblichkeit verliehen hatte, musste sie ganze Sache gemacht haben.
Etwas weiter neben mir regte sich jemand. Ich blickte in die Richtung und konnte Winter erkennen. Sie schien hochgerade verärgert.
Ihre Kleidung war rußgeschwärzt und an vielen Stellen zerrissen. Ihre Haare waren angekokelt und fast bist zur Kopfhaut abgebrannt. Sie schrie über mein persönliches Pfeifen hinweg: »Wer auch immer das war, er hat ziemlich übertrieben.«
Ein Stück Apfel und eine Mandarine hatten sich in ihrem Haar niedergelassen.
Ein Gedanken durchfuhr mich und ich rappelte mich auf und schritt auf die Straße. Jochen stand während der Explosion gleich neben mir. Vielleicht brauchte er Hilfe.

4 Gedanken zu „Fruchtsalat“
Kommentare sind geschlossen.
Jetzt willste aber alles an Action nachholen, was Du uns bisher vorenthalten hast.
Na ja ich muss halt alles mal trainieren. Außerdem ist gerade die Action bei Herbst sehr kurz gekommen. Ich habe also aufzuholen…
Ich fühle mich langsan Blues Brother erinnert. Die Carrie-Fisher-Gedenk-Attentate!
Ja so in der Richtung 😉 eigentlich hatte man sich ja ein Krimi gewünscht. Das hatte ich allerdings schon. Also musste es ein Thriller sein – der Unterschied ist ja bekanntlich, dass der Protagonist in Lebensgefahr kommt. Aber wie macht man das, wenn der Protagonist unsterblich ist? Da musste ich improvisieren.