Die schöne Amazone landete mit einem Krachen neben uns. Sie schaute uns an und sagte: »Bald werdet ihr auch so denken. Ich werde für eure Erleuchtung beten.«
»Du wirst unsere Persönlichkeit ändern und unsere Logik löschen.«
»Ich nenne es Wiedergeburt.«
»Das nennt man Gehirnwäsche.«
Uhura drehte sich mit einem Lachen um und rannte los.
Herbst blickte mich nur kurz an und sagte: »Hinter ihr her!«
Ich spurtete los.
Erneut war das Wesen vor uns, schneller als es Menschen eigentlich möglich wäre. Diesmal hatten wir uns allerdings ein paar Tricks abgeschaut.
Sie sprang an Regalen vorbei und hangelte sich von Böden, immer mit einem schnellen Blick auf ihre Inhalte.
Wir blieben an ihren Fersen, es war uns allerdings nicht möglich sie einzuholen. Dafür war sie einfach zu schnell. Manchmal, wenn sie etwas bummelte, kamen wir bis auf 5 Meter an sie heran. Dann lächelte sie uns meist zu und legte erneut einen Spurt ein, der sie außer Reichweite brachte.
Herbst sagte: »Wir werden sie nie kriegen.«
»Wahrscheinlich weiß sie das auch.«
Unvermittelt blieb ich stehen und hielt Herbst zurück. »Sie will, dass wir ihr folgen. Wahrscheinlich weiß sie, dass wir so abgelenkt sind.
Was hatte der Programmierer noch gesagt? Wir müssen den Spieß umdrehen und sie abschalten, bevor sie es bei uns macht.«
»Aber wo finden wir ihre Bestandteile?«
»Lass sie erst einmal loslaufen. Danach drehen wir um und suchen in der Richtung weiter, aus der wir gekommen sind. Das müsste doch schon der Anfang gewesen sein.«
Uhura wurde langsamer und schaute uns an. Ich täuschte einen Spurt vor, was sie dazu veranlasste mit einem riesigen Sprung außer Reichweite zu springen.
Aus ihrer Position konnte sie uns im Moment nicht sehen.
»Jetzt ist es perfekt.« Schnell drehten wir uns um und liefen zurück.
An einer Gabelung blieb ich ziellos stehen. Herbst zog mich an der Hand und sagte: »Hier lang.«
»Hast Du Dir etwa gemerkt, von wo wir kamen?
»Nichts Leichter als das. So etwas lernt man, wenn man ein paar hunderttausend Jahre auf der Erde rumläuft.«

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.

3 Gedanken zu „Verfolgung ohne Erfolg“
  1. Dafür, daß Du noch behauptet hast, Dich irgendwo festgeschrieben zu haben, ist das bisher die beste Geschichte. Herbst hat sich echt gemacht. Übertrifft sogar Frühling.

    1. Festgeschrieben hatte ich mich an dem Punkt, als ich merkte, dass Herbst und ich nur noch Kopien waren. Ich dachte mir: Scheiße, wo bin ich da nur reingeraten.
      Aber Du hast an einem Punkt recht – mir gefallen die letzten zwei Kapitel von Herbst, weil sie so tiefgründig und doppelzüngig sind.
      Winter wird ganz anders – diesmal kommt sehr viel Action ohne viel Tiefgang – allerdings mit sehr viel Witz. Dass ich unsterblich bin, hat auch seine Vorteile.

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