Wir waren noch nicht weit gekommen, als wir Stimmen hörten. Irgendwer schrie sich an. Es kam aus der Nähe, gleich um die nächste Ecke.
Kurz nach dem Abbiegen wären wir fast vor eine Wand gelaufen. Sie tauchte so unvermittelt vor uns auf, dass wir zusammen zuckten.
Die Stimmen kamen von weiter oben und nicht aus dem Gang, in dem wir standen. Irgendwie waren sie auf der anderen Seite gekommen.
Zwischen den Waren konnte ich gerade noch den indischen Lagerarbeiter sehen, der sich von einem Regal zum nächsten nach oben zog.
»Wir müssen auf die andere Seite.«
Herbst blickte mich fragend an.
Ich blickte die Wand empor und konnte in einer Höhe von ca. 4 Meter einen kleinen Durchgang erkennen. Anscheinend war die Lagerware dort so gelagert, dass sie einen Spalt frei ließ. Erneut dankte ich dem Administrator, dass er bisher keine Defragmentierung durchgeführt hatte.
Ich deutete auf den Spalt und sagte: »Wir müssen da hoch.«
Mit einem verzogenen Mund schüttelte Herbst den Kopf. »Die Regalböden sind 1,5 Meter hoch. Wir müssen in die 3 Etage. Das Klettern ist fast unmöglich.«
»Denk nicht immer darüber nach, was möglich ist und kletter einfach.«
Mit einem Sprung stand ich auf dem ersten Brett und hielt mich am zweiten fest. Meine Hände hatten nur einen Spalt Platz. Danach stand irgendetwas in dem Regal, was sich nicht bewegen ließ.
Ich nah alle Kraft zusammen und zog mich herauf.
In der Realität hätte ich mich nicht 2 cm hoch bewegt, es sei denn ich wäre stark abgesprungen. Hier hielt ich mein Gewicht spielend nur mit einem fingerbreiten Halt.
Als ich mich hochgezogen hatte, stellte ich mich auf das Regal und griff nach dem nächsten. Jetz hatte ich mehr Griff, da der Spalt den Weg frei gab.
Ich zog mich hoch und stand schon im Spalt, als ich nach unten schaute.
Herbst blickte zu mir empor und schüttelte immer wieder den Kopf. Ich rief ihm zu: »Jetzt komm endlich. Wir haben keine Zeit mehr, wenn wir Uhura aufhalten wollen.«
Er ging in die Hocke und hüpfte so hoch, dass er sofort den Boden der dritten Etage greifen konnte. Ich sah ihn überrascht zu, wie er sich zu mir zwängte.
»Du hast doch gesagt, dass wir uns hier nicht mit der Realität abgeben brauchen.«
»Ich bin nur immer überrascht, wie schnell Du lernst.«
