Herbst sagte: »Du verschreckst alle Leser. Die letzten Kapitel waren ja ganz nett, aber dies hier ist das Letzte. Jetzt wird sich jeder fragen, wie viele es von Dir auf dieser Welt noch gibt.«
»Wir könnten exakte Abbilder sein. Teile unsere Logik unsere Gefühle könnten hiergeblieben sein, während unsere Körper und unser Geist schon da draußen ist.«
Herbst lachte trocken und ohne eine Spur von Humor auf und sagte: »Nie geht man so ganz.«
»Das ist jetzt weniger lustig, als es klingt. Wir wären dann für immer hier gefangen.«
»Ist es nicht der Traum des Menschen, dass er eine digitale Kopie anfertigt, die dann für immer lebt?«
»Du lebst sowieso ewig. Wahrscheinlich wirst Du das nicht nachvollziehen können.«
Herbst schüttelte den Kopf und sah mich traurig an: »Ich lebe nicht ewig. Wenn die Erde untergeht, werde ich auch vergehen. Eigentlich muss sich nur die Erdachse verändern und schon werde ich nur noch eine Erinnerung sein.
Auch hier bin ich nicht ewig. Es muss nur irgendwer den Stecker ziehen und schon gibt es mich hier nicht mehr. Ich bin sogesagen hier noch viel sterblicher als in der Realität.«
»Ein vergessener und sterblicher Gott.«
»Zitierst Du schon wieder Neil Gaiman?«
»Es war zu naheliegend, zumal ich mich so sehr auf die Fernsehserie zu meinem momentanen Lieblingsbuch freue. Was schlägst Du denn vor?«
»Hinterlass doch einfach auf Deiner Facebook-Seite einen Kommentar an Dich selbst. Vielleicht können wir uns ja mit der Außenwelt unterhalten.«
»Ein Monolog mit sich selbst wird dieser Geschichte bestimmt helfen.«
»Wer weiß, was wir noch machen können.«
»Vielleicht schauen wir erst einmal auf unserer Seite der Realität nach, was wir haben. Danach können wir überlegen, was wir noch brauchen.«
»Die Grundbedürfnisse werden hier auf jeden Fall befriedigt.«
»Du meinst Fernsehen, Internet und die Gesellschaft von Freunden?«
»Das Letzte würde ich nicht unterschreiben. In seltenen Fällen sucht man sich seine Freunde nicht aus.«
»Was wäre, wenn wir nicht die Ersten wären, denen genau dies hier passiert ist? Vielleicht könnten wir uns mal umsehen, ob es noch mehr wie wir gibt?«

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.