Wir standen in einem dunklen Raum. Dabei war jedes Wort des letzten Satzes genaugenommen eine Lüge.
Es gab kein ›Wir‹ mehr. Das Gefühl war das gleiche, wie wenn man die Augen geschlossen hielt. Ich konnte Herbst neben mir schmecken, allerdings hatte man mich gerade vertauscht. Nichts von dem was ich fühlte, war wirklich ich. In diesem Augenblick erkannte ich mich selbst nicht mehr. Nur das Bewusstsein sagte mir, dass Herbst neben mir war.
Wir schwebten in einer Leere, die so hell war, wie ein eingeschalteter Fernseher, der kein Signal bekommt. Hier herrschte eine elektronische Finsternis, die von innen beleuchtet wurde.
Worte flossen wie Quecksilber durch den Raum. Sie waren so hell, dass sie sich in mein Ego bohrten. »Wo sind wir hier?«
Unbewusst antwortete ich: »Das muss das System sein. Wir sind außerhalb eines Programms.«
»Und was können wir hier machen?«
»Ich habe weder eine Ahnung, was wir hier machen können, noch wie wir es bewerkstelligen.«
Vielleicht waren Gedanken die Bedienungsebene, die wir hier nutzen mussten. Ich dachte das Wort »Hilfe!«. Das hatte sich schon damals bei DOS Programmen bewährt. Gab man ein Fragezeichen an, so konnte man alle zur Verfügung stehenden Befehle erhalten.
Unvermittelt tauchte neben uns die Silhouette einer jungen Frau auf. Sie war durchsichtig, als hätte man den Charakter in einem Spiel noch nicht aktiviert.
Mit Erstaunen musste ich feststellen, dass vor uns Lieutnant Nyota Uhura stand, die etwas sauertöpfisch auf den Punkt starrte, an dem wir flogen.
Sie sagte: »Was habt ihr Schwachköpfe jetzt wieder angestellt? Ihr verhaltet euch wie ein Rudel Waschbären in einer Großküche. Sobald man euch aus den Augen lässt, richtet ihr das größte Chaos an, welches man sich vorstellen kann. Ihr braucht keine Hilfe, ihr braucht einen Babysitter.«
»Für den Anfang wäre es nett, erst einmal seine Körper wieder zu haben.«
»Da kann ich euch nicht helfen. Wenn ihr hier Körper braucht, dann müsstet ihr sie selbst programmieren. Ich könnte euch in die Entwicklungsumgebung bringen, wenn ihr sie nicht selbst findet.«

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.

3 Gedanken zu „Kapitel 5: Der dunkle Raum“

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