Zurück neben Herbst blickten wir auf unzählige Lichtblitze, die sich vor uns entfalteten. Es sah aus, als würde man über dem Planeten gerade Sylvester feiern.
Er blickte mich genervt an und sagte: »Können wir nicht einfach abhauen? Das hier macht überhaupt keinen Spaß.«
»Ich hätte es mir auch lustiger vorgestellt. Dafür ist Uhura ein echter Hingucker. Das hier ist besser als diese Fantasy Grütze, in der wir vorher gefangen waren.«
»Aber was sollte der Slapstick? Das hier ist alles ungewollt lustig. Wie diese Stummfilme aus dem letzten Jahrtausend.«
»Die Serie auf der dies hier beruht ist aus den 70gern. Da hatte man noch ein wenig Theatralik im Fernsehen gewagt. Aber Du hast recht, wir können ruhig verschwinden. Wenn wir das Spiel aus dem Gleichgewicht bekommen wollen, sollten wir es mit Parametern füttern, welche der Programmierer nicht vorgesehen hat. Ein echter Beta-Test mit allen Schikanen.«
Herbst sah mich gelangweilt an und nickte. Dann rollte er mit den Augen und sagte: »Bitte Commander, bringen sie uns auf eine verdammt hohe Geschwindigkeit. Irgendetwas kurz vor Lichtgeschwindigkeit – halt das Schnellste, was sie können.«
»Das heißt hier ›Warp‹-Geschwindigkeit und die Geschwindigkeit ist schneller als das Licht.«
Erneut drehte Herbst seine Augen nach oben und sagte: »Das ist physikalisch völlig unmöglich. Nach Einstein kann nichts schneller als das Licht sein.«
»Das ist so nicht ganz richtig. Nur Materie kann nicht schneller als das Licht sein. Schwingungen haben zum Teil andere Gesetze.«
»Würdest Du uns nicht als Materie bezeichnen?«
»Wir sind in einem Computerspiel gefangen – ich würde sagen, es spricht einiges dafür, dass wir nicht Materie sind.«
»Bitte bring mich hier einfach weg. Bitte gib Gas.«
»Mit Gas hat das nichts zu tun. Sag doch einfach ›Energie‹«
»Von mir aus mach Energie – aber bitte plötzlich.«
Ich drehte mich zu Uhura um und fragte: »Haben Sie vielleicht eine Ahnung, wie man das macht?«
Lächelnd sagte sie: »Nur den Hebel da betätigen und schon geht es los.«
Ich zog den Hebel ganz nach hinten und bekam nicht mit, dass Uhura noch irgendetwas gesagt hatte. Jetzt sah sie mich panisch an und wiederholte ihren letzten Satz: »Aber Commander, sie sollten zunächst die Zielkoordinaten eingeben. Sonst können wir wer weiß wo rauskommen.«
Ich zuckte mit der Schulter und betrachtete die Linie, die sich vor mir ins Unendliche zog. Wir werden schon irgendwo ankommen. Ganz bestimmt.

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.

Ein Gedanke zu „Ein Plan“

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