Tatsächlich erkannte ich eine Form, die mir vertraut vorkam. Natürlich lag sie fast direkt neben der Tür, die von der Brücke wegführte, wie das gute alte Küchentelefon in längst vergangenen Tagen. Ich sagte: »Vielleicht kann ich eine Leitung zum realen Leben herstellen.«
Über den letzten Spruch musste ich selbst schmunzeln. Für einige Menschen stellte das schon außerhalb von Computerspielen ein arges Dilemma dar.
Ich hatte das Pult noch nicht erreicht, als sich die Tür öffnete. Erschreckt blieb ich stehen und sah in ein ebenfalls überraschtes Gesicht einer jungen Frau, dich mich anstarrte. Sie trug ein rotes Trikot.
Mit einem Blick nach hinten sagte ich zu Herbst: »Sie soll bestimmt verhindern, dass wir die Brücke verlassen. Außerdem lässt ihr rotes Leibchen darauf schließen, dass sie ziemlich schnell sterben wird.«
Ihre Stimme hatte ein leichtes Zittern und erwischte mich kalt. Sie sagte: »Warum muss ich sterben? Und warum sollte ich sie nicht von der Brücke lassen, erster Offizier Bob?«
Zurückwirbelnd sah ich sie an und musste feststellen, dass ihr die Angst ins Gesicht geschrieben war.
Ich sagte: »Bitte entschuldigen Sie. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass man uns hier versteht.«
»Natürlich verstehe ich sie – aber warum muss ich sterben?«
Ihr Augenaufschlag ließ mein Herz schmelzen. Obwohl ich tief im Inneren wusste, dass das hier nur ein Spiel war, tat sie mir leid. »In vielen Serien, die ich gesehen habe, trugen die Leute, die als Erste starben, eine rote Uniform.«
»Aber die hier ist die Einzige, die ich im Moment habe. Sie haben mir hochgestuft. Vorher hatte ich eine lilafarbene. Hätte ich die behalten sollen?«
»Rot ist einfach nicht gut, wenn man am Leben bleiben möchte. Wahrscheinlich wurde die Farbe gewählt, um kein Kunstblut verwenden zu müssen.«
»Aber warum sollte man hier Kunstblut verwenden?«
Herbst drängelte sich an mir vorbei und sagte: »Können wir jetzt versuchen, ein Gespräch nach draußen zu führen?«
Die Dame stellte sich an einen Platz vor dem Pult, welchen ich angestrebt hatte und sah Herbst an. Sie sagte: »Jawohl Captain, ich werde den Planeten anfunken. Sie haben lange genug geschwiegen. Wollen sie mir sagen, was ich ausrichten soll?«

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.

Ein Gedanke zu „Kommunikation“

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