Ich sah Herbst an und musste schmunzeln. Er hatte ein blaues, hautenges Trikot, in dem man prima seinen Bauch sah, mit einer schlabbrigen schwarze Trainingshose an. An seiner Brust klebte ein Abzeichen und an seiner Schulter waren ein paar silberne Punkte angebracht. Seine Brille war jetzt total verschwunden. Dafür fehlte ihm seine Haarpracht. Auf seinem Kopf hatte sich seine Stirn breitgemacht und spiegelte das Neonlicht der Deckenbeleuchtung.
»Warum grinst Du so?«
»Du solltest Dich besser nicht im Spiegel sehen. Es würde Dich wahrscheinlich umbringen.«
Plötzlich wurde mein Nacken heiß. Es fühlte sich so an, als drückte man mir eine brennende Zigarette an die Haut. Der Schmerz breitete sich aus und wurde immer stärker.
Im gleichen Augenblick presste Herbst seine Hand gegen seinen Nacken. Sein Gesicht war schmerzverzerrt.
Ich roch für einen Augenblick brennende Haare und Haut. Dann verschwand die Plage so plötzlich, wie sie gekommen war.
Herbst hatte sich als Erster gefangen. »Was war das?«
»Wahrscheinlich eine Rückkopplung. Wenn ich raten dürfte, dann war das der Grund, warum Dein Herr Franke sein Leben verloren hat.«
In Herbst Gesicht lag eine Spur Unwohlsein. »Hast Du einen Ausgang gesehen? Wir müssten doch irgendwo in die Einstellungen kommen. Zumindest müsste man ins reale Leben zurückgegangen.«
»Das System ist noch nicht fertig. Das hat ja auch unser letztes Abenteuer bewiesen. Dies hier ist eine Betaversion. Wer auch immer die Spiele hier programmiert hat, ist nicht fertig geworden oder arbeitet noch daran.«
»Du meinst, es gibt hier kein Entfliehen? Wir sind auf Gedeih und Verderb an das Spiel gebunden?« Herbst Stimme hatte einen merkwürdigen Unterton. Anscheinend überlegte er gerade, wie es wäre, auf ewig hier festzusitzen.
Mit kam ein Gedanke.
»Vielleicht kann Ali ja irgendetwas für uns machen. Wir müssen unbedingt Kontakt zu ihm aufbauen.«
Herbst wies mit einem Nicken auf die endlosen Knöpfe und Schalter hin, die uns von allen Seiten umgaben. In Gedanken ging ich die Serien durch, die ich gesehen hatte. Das Schaltpult des Kommunikationsgenerals, oder wie auch immer man diese Funktion nannte, lag normalerweise immer auf der unwichtigsten Position in der Nähe der Tür. Außerdem hatte man in den 60gern und 70gern noch so etwas wie ein Sprachrohr eingebaut. Die Ideen von damals, wie sich die Dinge ändern würden, war ziemlich beschränkt. Der Gedanke dahinter war wohl, dass man mit Außerirdischen bestenfalls mit einem Ding sprechen würde, was so aussah wie zwei leere Jogurtbecher und einer straff gespannten Leine dazwischen.

4 Gedanken zu „Kapitel 4: Erinnerung“
Kommentare sind geschlossen.
Du vergißt die Schneebesen-Elektroden mit dem Bügeleisengriff!
Man, man, man… mich habt ihr echt verloren… ich komm nicht mehr mit!
Computerspiele kann man ganz schnell wechseln… 😉
Hm…