Es war an der Zeit aufzubrechen und ein wenig die Umgebung zu erkunden. Wer weiß, welche Art von Abenteuer wir hier bestehen sollten.
Der Rucksack war nicht sehr schwer. Die Sachen, die wir ausgepackt hatten, stopfte ich zurück und bemerkte, dass ich das Messer noch nicht geholt hatte. Es musste noch irgendwo am Waldrand liegen.
Hier irgendwo musste doch ein Weg sein, dem wir folgen konnten und der uns irgendwo hinführte. Vielleicht fanden wir sogar einen Wegweiser, der uns mehr Informationen lieferte.
Zunächst sollte ich allerdings das Messer holen.
Je näher ich dem Wald kam, desto boshafter schien er auf mich. Die Äste der Bäume waren merkwürdig deformiert. Sie hatten nichts mit den Pflanzen zu tun, die ich normalerweise kenne.
Die untersten Zweige waren nach außen gerichtet und schienen auf mich zu zeigen. Jeder sichtbare Baum hatte einen fast schwarzen Stamm, als wäre er von einem Feuer verzehrt worden. Die unteren Blätter waren braun und spitz.
Zwischen den Blättern hingen Spinnenweben, die an manchen Stellen fast auf den Boden reichten.
Zum Glück war das Messer nicht in das dunkle Dickicht hineingeflogen, sonder lag außerhalb, auf dem letzten Grün des Grases. Kurz dahinter wurde die Wiese grau und anschließend konnte ich nur nackte Erde erkennen.
Ich drehte mich zu Herbst um und sagte: »Wer auch immer diesen Wald hier hingesetzt hat, wollte definitiv nicht, dass er betreten wird.«
Herbst rief zurück: »Vielleicht sollten wir dann da rein gehen?«
Gerade wollte ich ihm zurufen, dass mein Verlangen dort hinein zu gehen gegen Null tendierte, als ich ein leises Schnauben hörte.
Es war kaum wahrnehmbar und doch erstarrte ich in meiner Bewegung. Dort stand etwas und beobachtete mich.
Blinzelnd versuchte ich, durch die Dunkelheit zwischen den Bäumen zu blicken, konnte jedoch nichts erkennen.
Dann blitzten plötzlich zwei Augen auf. Da stand etwas, was vielleicht 1,5 Meter hoch war, giftig gelbe Augen hatte und mich schnaubend ansah. Eine Öffnung tauchte direkt unterhalb der Augen auf und ich sah weiße, verdammt scharfe Zähne blitzen.
Dann setzte sich das Ding in Bewegung. Leider in die für mich falsche Richtung. Blitzschnell griff ich nach meinem Messer.

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.

3 Gedanken zu „Der Waldrand“

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