Herbst nahm mir den Beutel aus der Hand und kramte darin. Nach einer Weile holte er ein Messer und einen Morgenstern heraus und reichte mir das Messer. Er sagte: »Für einen Mönch ist ein Morgenstern sicherlich die adäquate Waffe. Das Messer scheint Dir zu gehören.«
Das Messer lag mir leicht in der Hand. Hoffentlich hatte der Gott der Spielleiter mir ein Talent im Messerkampf verpasst. Einer Idee folgend, versuchte ich es von der einen Hand zur anderen zu werfen, wobei es mir allerdings nicht gelang, das Messer zu fangen.
Es landete neben mir im Gras.
Anscheinend klappte es nicht beim ersten Mal.
Ich nahm die Schneide zwischen die Finger, setzte den rechten Fuß nach vorne und zielte auf einen Baum, der abseits von uns an einem Waldesrand stand.
Das Zielen machte mich schwindelig. Ich kniff ein Auge zu, um besser sehen zu können, und schmiss das Messer mit voller Kraft.
Die Flugbahn glich der eines Wienerwürstchens, das man mit voller Wucht durch ein Bierzelt wirft, bis es endgültig und völlig wirkungslos gegen eine Stahltür klatscht. Aus Richtung Herbst hörte ich belustigtes Grunzen.
»Wenn Du meinst, dass Du es besser kannst, dann darfst Du gerne mal versuchen.«
Als ich mich umdrehte, war sein Lächeln verschwunden. Er blickte an dem Griff mit der Kette hinab, an dem die schwere Eisenkugel mit Stacheln angebracht war.
Er holte mit der Waffe über seine Schulter aus und traf sich dabei mit der Kugel selbst am Rücken.
Diesmal konnte ich ein Lachen nicht unterdrücken.
Beide Waffen hatten uns besiegt. Wir waren vollständig wehrlos. Wer oder was auch immer hinter unserem Abenteuer stand, wollte anscheinend nicht, dass wir große Chancen hatten.
Mir kam ein Gedanke: »Sag mal Herbst, kannst Du zufällig zaubern?«
Er blickte mich fragend an und schüttelte den Kopf.
»Noch nicht einmal Deinen normalen ›Unsterblichen‹-Kram?«
Herbst zuckte mit den Schultern und sagte: »Ich glaube nicht. Irgendwie fühle ich mich hier anders.«
Das Spiel gefiel mir immer weniger.

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.

3 Gedanken zu „Bewaffnung“

Kommentare sind geschlossen.