»Kennst du Rollenspiele?«
»Willst Du Dir jetzt einen Vollkörper-Leder-Anzug anziehen und mich auspeitschen?«
»Ich meine Pen&Paper Spiele.«
»Kenn ich, bin aber überrascht dass Du die kennst. Ich habe früher mal DSA und Shadowrun gespielt. Leider lösten sich die Gruppen immer sehr schnell auf.«
»Das wird seine Gründe gehabt haben.
Worauf ich hinaus will, sind diese Charakterbögen die man für das Spiel benötigt. Dort wird der Mensch auf ein paar Eigenschaften eingedampft.
Meiner Beobachtungen zufolge, ist das Individuum nicht mehr als ein paar Variablen, die zufällig zusammengesetzt werden. Seine Handlung ist zum Beispiel von Angst, bzw. Mut abhängig. Es gibt für jeden Menschen einen Wert, der auf der beschriebenen Leiste liegt.«
»Du meinst, wenn man die Parameter zusammenhat, ist es immer vorauszusehen, wie er sich benimmt?«
»So einfach ist es nicht. Du weißt doch, dass im Rollenspiel immer gewürfelt wird. Es kommt der Zufall hinzu, der die Handlung spannend macht.
Beim Menschen ist das recht ähnlich. Eine Person kann extrem mutig sein, aber weil ihm heute Morgen schon drei schwarze Katzen entgegenkamen, er unter einer Leiter hergehen musste und zufällig einen Spiegel zerbrochen hat, kneift er im entscheidenden Moment, der gar nicht so viel Mut erfordert.
Es gibt bei jeder Situation auch ein Glücksmoment. Kennst Du den Film ›50 erste Dates‹?
Der Protagonist versucht, jeden Tag das Herz seiner ziemlich vergesslichen Flamme zu erobern, wie er dies am ersten Tag geschafft hatte. Diese hat ihn jeden Morgen aus ihrem Gedächtnis verbannt, wegen irgend so einem Hirntrauma.«
Ich nickte und sagte: »Ich kenne den Film«
»Interessant ist, dass der Held nie seine Vorgehensweise ändert. Leider klappen seine Bemühungen nur in sehr wenigen Fällen, da irgendetwas immer anders ist.«
»Das wäre dann die erste und letzte Weisheit, die man aus einem Adam Sandler Film abgeleiteten kann. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es da noch mehr gibt.«
»Die meisten Filme sind wirklich flach, aber ich glaube, dass gerade dieses Problem sehr realistisch ist. Es gibt zwar bestimmte Parameter, aber Menschen können davon auch abweichen.«
»Du meinst also, dass Rollenspiele auf ihre Art realistisch sind?«
»Wenn man mal die Handlung weglässt, dann würde ich ja sagen.«

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.

3 Gedanken zu „Charaktersheets“
  1. Was Herbst da über uns so denkt, erinnert mich an den Pavian in „Lustige Welt der Tiere“, der sich mit dem Arm im Termitenhaufen fangen lässt, weil er die Nuß nicht loslassen will. Homer Simpson ist das mal mit nem Getränkeautomaten passiert.

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