Das Dach war rutschig. Ein paar Mal glitt ich fast auf den Ziegeln aus. Sommer packte dann nach meiner Hand, damit ich mich nicht erneut vor dem Haus wiederfand.
Ich sagte: »Nachts auf Häusern herumschleichen, habe ich mir spaßiger vorgestellt.«
Sommer sagte: »Deine Schuhe haben so viel Profil, wie ein zugefrorener See. Warum ziehst Du den sowas an?«
Ich sagte: »Ich fand die Schuhe toll und wir haben im Moment ja auch Sommer und kein Schneegestöber zu befürchten.«
Mit einer Hand griff Sommer nach dem Fensterrahmen, der neben uns aufragte, wie das Tor zur Hölle.
Er zog sich näher an das Fenster und fluchte. »Soweit ich mich erinnere, sagte Johannes, dass die Fenster gerade eingebaut werden. Dieses hier ist auf jeden Fall schon da.«
Ich blickte mich um. Der nächste Giebel war vielleicht 20 Meter entfernt.
»Wir können es da vorne noch einmal probieren. Hoffentlich ist der Weg frei.«
Der Himmel verdunkelte sich schlagartig.
Ich schaute nach oben und sagte: »Wenn wir Pech haben, fängt es jetzt auch noch an, zu regnen.«
Sommer sagte: »Da hat sich keine Wolke vor den Mond geschoben. Das ist etwas anderes.«
Ich blickte erneut auf und sah, dass eine schwarze Wolke viel zu dicht über uns schwebte.
Sommer sagte: »Das ist Tante.«
Die Wolke verdichtete sich und ich hatte das Gefühl, in ihr Augen zu erkennen.«
Sommer sagte: »Lass es Tante. Bitte.«
Die Wolke schwebte an uns vorbei, zu dem nächsten Giebel und verschwand in der Öffnung.
Ich sagte: »Jetzt wissen wir zumindest, dass das Fenster offen steht.«
Sommer sagte: »Die Dame kann aber auch nicht hören.«
Ich sagte: »Vielleicht liegt das an der Form. Ich konnte nur Augen erkennen.«
Sommer sagte: »Mag sein. Aber sie ist sowieso dafür bekannt, nur das zu hören, was sie gerne hören möchte.«
Wir kletterten langsam zum zweiten Giebel und ließen uns nacheinander nach innen fallen.
