Sommer sah mich entsetzt an. Ich versuchte, in seiner Mine zu lesen und sagte: »Anscheinend hat die Dame gerade an Anziehungskraft verloren.«
Sommer nickte. Er schüttelte sofort darauf den Kopf und sagte: »So hätte ich sie mir nicht vorgestellt. Sie ist ein echter Drache.
In dieser Situation erinnert sie mich viel zu sehr an Mutter.«
Lachend sagte ich: »Männer stehen doch auf Frauen, die so sind wie ihre Mütter. Dann ist sie ja doch die Richtige.«
Sommer schüttelte erneut den Kopf und ließ ihn hängen. Leise sagte er: »Der Zauber ist verflogen.«
Ich sagte: »Ein paar Wolken am Himmel machen noch keinen schlechten Tag.«
Sommer sagte: »Ein Gewitter reinigt viel mehr, als Du denkst.«
Wir lauschten einer Diskussion, die wir durch die Wand hören konnten und die immer lauter zu werden schien.
Sommers Augen wurden groß und er sagte: »Was ist das für eine Person? Ich habe sie immer für einen Engel gehalten.«
Ich sagte: »Dieser Engel hat verdammt viele scharfe Zähne und keine Federn. Du hast da etwas verwechselt.«
Kurz stockend sagte ich: »Gibt es denn Engel?«
Sommer schaute mich an und sagte: »Keine Ahnung. Ich war sicher einem begegnet zu sein. Jetzt würde ich eher auf nein tippen.«
Die Diskussion im Nachbarzimmer hatte anscheinend gerade eine Spitze gefunden. Es wurden nur noch abwechselnd einzelne Wörter geschrien.
Dann knallte eine Tür und im fast gleichen Augenblick stand Johannes am Tisch.
Er hatte seine Jacke über die Schulter geworfen und sagte: »Wir können jetzt gehen.«
Überrascht sah ich ihn an.
Johannes sagte: »Sie hat euren Rauswurf aus ihrem Leben ausgeweitet. Ich hab jetzt sowieso keine Lust mehr. Die Frau hat die Aura eines Engels und die Zähne eines tollwütigen Hundes.«
Sommer sagte: »Sag ich doch.«
