Sommer war sehr zielstrebig auf einem Stuhl am gedeckten Tisch in sich zusammengesackt und ließ weiter den Kopf hängen, so dass seine Haare fast den Teller streiften.
Patricia, die gerade an mir vorbei eilte, sagte in seine Richtung: »Nimm das fettige Zeug von meinen Tellern und setz Dich gerade hin.«
Zwischen den Lippen hervorgepresst sagte ich in Richtung Johannes: »Seit wann ist sie denn so?«
Johannes sagte: »Ungefähr einen Tag. Das muss wohl mit ihren Hormonen zusammenhängen.«
Ich sagte: »Eigentlich bleiben diese Eskapaden der weiblichen Psyche, Frischverliebten erspart. Solche Launen sind doch bekanntlich nur Ehemännern oder Nachkommen vorbehalten.«
Johannes sagte: »Vielleicht sieht sie im Moment jeden als Nachkommen an.«
Ich sagte: »Du meinst, sie hält uns für ihre Kinder?«
Für einen Moment lenkte mich das Gespräch mit Johannes ab, so dass ich nicht gesehen hatte, dass auch Patricia sich hingesetzt hatte und jetzt uns beiden anfunkelte. Sie hatte die Augen zusammengekniffen und den Mund sehr schmal gezogen.
Ihre Stirn wirkte wie eine Wellenlandschaft bei rauer See.
Sie sagte: »Was habt ihr denn jetzt da zu bequatschen? Sind die Tratschtanten so glücklich, sich wiederzusehen?«
Ich sagte: »Wir hatten nur gerade unsere Schwänze verglichen, wie man das unter Männern normalerweise so macht. Aber da Johannes schnell eingesehen hatte, dass er den Kürzeren gezogen hat…«
Ich hört mit dem Scherz auf, als ich in ihr Gesicht guckte. Mit diesem Blick könnte sie Sahnekuchen durchtrennen. Sahnekuchen sind übrigens gerüchteweise die einzige Materie, die man nicht mit Wasserstrahl Sägen schneiden kann. Sie sind also härter als Waschbeton und VA-Stahl.
Ich wusste instinktiv, wie es jeder Sohn bei seiner Mutter lernt, was ich zu tun hatte und setzte mich wortlos und gerade an den Tisch und senkte leicht den Kopf.
