Sommer erhob sich und wankte in die Küche. Ich folgte ihm, nur um zu sehen, dass er sehr zielstrebig zu dem kleinen Bäumchen ging, welches Frühling ans Fenster gestellt hatte.
Er ließe die Hände durch die Blätter gleiten und verzog dabei den Mund zu einem breiten Grinsen. An einer Beere blieb seine Hand hängen.
Ich sagte: »Du willst Dich doch jetzt nicht betäuben?«
Sommer sagte: »Was sollte ich denn sonst machen? Ohne die Liebe von Patricia kann ich nicht leben.«
Ich sagte: »Das ist eine tolle Liebe, die Du Dir da zusammenreimst.«
Er sagte: »Fandest Du es nicht romantisch?«
Ich sagte: »Wenn die Liebe Dir so etwas antut, dann solltest Du sie meiden.«
Sommer sagte: »Es sind schon schlimmere Dinge im Namen der Liebe geschehen.«
Ich sagte: »Typisch Romeo und Julia – erst kommt die Liebe und dann das Fiasko. Allerdings bezweifele ich, dass das richtige Liebe ist. Man will doch schließlich das Beste für den Partner.
Zuzusehen, dass sich der geliebte Partner für einen opfert, ist da sicherlich nicht der adäquate Weg um seine Liebe auszudrücken.«
Sommer sagte: »Du meinst, dass Patricia es nicht wollte, dass ich die Beeren esse?«
Ich schüttelte den Kopf und sagte: »So wie ich die Sache sehe, bist Du Patricia egal. Wenn Du das ändern willst, solltest Du an Dir arbeiten und Dich ins rechte Licht rücken.
Ein einsamer Drogenrausch hilft Dir da nicht. Es kommt klar auf die Droge an. Alkohol zum Beispiel hat beim Start von vielen Beziehungen geholfen.
Bei der ersten und zweiten Begegnung mit meiner ersten Freundin war ich betrunken. Tatsächlich war ich auch bei der dritten Begegnung nicht ganz nüchtern.«
Sommer pfiff durch die Lippen und sagte: »Und wie ging es weiter?«
Ich sagte: »Es dauerte achteinhalb Jahre, bis ich merkte, dass sie nicht diejenige ist, mit der ich mein Leben teilen wollte.«
Sommer sagte: »Das war nicht besonders schnell.«
Ich sagte: »Das war auch nur ein Beispiel dafür, dass Alkohol zwar hilft, aber noch lange kein Garant dafür ist, dass die Beziehung für immer besteht.«

2 Gedanken zu „Rausch“
Kommentare sind geschlossen.
Traurig das mit dem „Mut antrinken“ müssen. Kenne ich aber auch. Nur zu gut. Wobei man – gerade in der Jugend – auch oft nur von Mädchen… sagen wir verspottet und abgelehnt wurde, weil die Mädchen selbst mit der Situation nicht klar kamen, dass da jemand ist der offen Interesse zeigt… Peinliche Situation, erst einmal nein sagen.
Angetrunken hat man und Frau mehr Mut zum Abfuhr kriegen…
Es lag eher an den Umständen. Wir trafen uns zunächst auf einer Party (da fand sie mich noch blöd) und anschließend Heilig-Abend in der 22 Uhr Vorstellung, zu der ich grundsätzlich volltrunken gekommen bin (meine Elter haben immer lecker Trinken zur Bescherung).
Dass die Dame auf mich aufmerksam geworden ist, lag wahrscheinlich daran, dass ich die Kirchenlieder etwas zu laut und stark lallend gesungen habe. Anders kann ich mir das nicht erklären. 😉
Bei der dritten Begegnung trafen wir uns in einer Kneipe. Alle drei Begegnungen, die in Folge zu einer Beziehung führten, waren daher mittel bis schwer alkoholisiert.