Wir schwiegen erneut. Die Fahrt nach Hause wurde immer länger. Dazu kam der übliche Stau, auf der einzigen Straße zwischen zwei großen Städten.
Sommer regte sich nicht. Als ich ihn, während ich erneut beim Spiel Stop&Go mitspielte, ansah, wirkte er am Boden zerstört.
Ich sagte: »Du scheinst in Selbstmitleid zu versinken.«
Sommers Stimme war leise und durch das Wummern der Motoren kaum zu hören, als er sagte: »Ich kann einfach nicht mit Frauen.«
Ich sagte: »Deine Probleme sind ziemlich alltäglich, dafür dass Du einer von den Unsterblichen bist.«
Sommer sagte: »Unsterblich würde ich nicht sagen.«
Ich sagte: »Du hattest auf jeden Fall genügend Zeit Dich auf die Menschheit einzustellen.«
Sommer sagte: »Ich verstehe euch trotzdem nicht. Euer ganzes Leben dreht sich um die Beziehung von Mann und Frau. Tausendfach wird darüber gesungen, geschrieben und gespielt. Wenn man es von Außen betrachtet ist eure Sippe ziemlich langweilig.«
Ich sagte: »Im Moment scheinst Du nicht von außen zuzusehen.«
Sommer sagte: »Das habe ich lange gemacht. Irgendwann habe ich beschlossen mitzumachen und seit dem verfolgt mich das Pech.«
Ich sagte: »Hinterher ist man immer klüger.«
Sommer nickte und schwieg. Normalerweise schätze ich Stille und die Möglichkeit, mich auf die Musik oder ein Hörbuch zu konzentrieren. Sommers Stille war jedoch nagend. Wie das überlaute Ticken einer Uhr, die einen nachts nicht schlafen lässt.
Ich sagte: »Du hast Dich tatsächlich in Patricia verliebt?«
Sommer nickte und sagte: »Glaube ja.«
Ich sagte: »Schöner Mist.«

3 Gedanken zu „Selbstmitleid“
Kommentare sind geschlossen.
Warum soll es ihm besser gehen als unsereinem?
Klar warum denn auch? Kann nicht sein, dass Leute mit genügend Lebenserfahrungen schlauer sind. 😉
Das weiß schon jeder Jugendliche. Trau nie jemand über 20.000 Jahre!
😂 😂 😂