Ich sagte: »Ich will zum Juwelier. Der ganze Fall wird immer seltsamer. Hoffentlich bekommen wir dort ein wenig Klarheit in die trübe Brühe, die man uns vorgesetzt hat.
Wo auch immer wir nachschauen, alles schein mysteriös und dubios. Eine tote Katze, die jeder vergessen hat, ein Täter, an den sich nur eine Person erinnert und der geschlossene Raum.«
Frühling sagte: »Das Letzte ist kein Problem, wenn ich genau darüber nachdenke.«
Die Autos vor mir wurden langsamer. Ich blickte kurz zu Frühling und sagte: »Kennst Du denn jemand, der sich durch Wände bewegen kann?«
Die Ampel wechselte gerade von Rot auf Grün, während ich hinter einem noch stehenden roten Ford langsamer wurde. Frühling sagte: »Durch Wände, Türen und durch Decken ist keine Herausforderung.«
Ich blickte sie irritiert an und merkte im gleichen Augenblick, dass sie nicht mehr neben mir saß.
Ein Auto hupte hinter mir. Ich blickte irritiert von der einen Seite auf die andere. Frühling war einfach verschwunden.
Das Auto hupte noch einmal. Fluchend ließ ich die Kupplung kommen und fuhr los. Mein Wagen rollte über die Kreuzung. Immer noch blickte ich mich irritiert um.
Plötzlich entdeckte ich im Gegenverkehr einen winkenden Beifahrer.
In dem mir entgegenkommenden Auto saß Frühling auf dem Beifahrersitz und winkte lächelnd. In dem Gesicht des Fahrers hingegen spiegelte sich nackte Panik.
Er hatte anscheinend nicht damit gerechnet, dass plötzlich jemand neben ihm auftauchte.
Als der Wagen an mir vorbeigefahren war, hörte ich es hinter mir scheppern und unvermittelt saß Frühling wieder neben mir.
Sie lachte laut auf und sagte: »Das sollten wir öfter machen. Das war wirklich lustig.«
Ich sagte: »Für den armen Typen war es der absolute Schock.«
Frühling sagte: »Wahrscheinlich hatte er mit so einer hübschen Beifahrerin nicht gerechnet. Der sah nicht so aus, als würde er sonst schnell Bekanntschaft mitgut aussehenden Frauen schließen, auch wenn er das sicherlich verzweifelt will.«
Ich sagte: »Wie auch immer.«

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.

3 Gedanken zu „Verschwinden“
  1. ..einfach köstlich liebender Alexander Schreiber fantastischer Kriminalliteratur
    Ähem ich sah gestern auf YouTube einen Dokufilmbeitrag mit einer Überwachungskamera da schritt tatsächlich ein männlicher Mensch durch die Glastüren hindurch
    Muß wohl April gewesen sein der wechselt auch ständig die Ebenen…
    dankend
    Dir Joachimsherz verschmitzt

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