Winter sah mich an und sagte: »Hast Du nicht irgendeine nette Geschichte, mit der Du mich ablenken kannst?«
Kurz überlegte ich. Es gab kaum Geschichten, in denen ich mich nicht irgendwie zum Affen machte.
Ich sagte: »Amüsant war der Geburtsvorbereitungskurs zum zweiten Baby.
Schlussendlich hatten wir es nicht hinbekommen, vor dem ersten Kind so etwas zu besuchen. Eigentlich macht man sich in solchen Kursen sowieso nur panisch.
Auf die Frage an die Hebamme während das erste Kind zur Welt kam, welche Elter sie als Kundschaft am wenigsten bevorzugt, kam sofort die Antwort: ›Die Gebildeten – die haben sich zur Vorbereitung schon so sehr durch Bücher und Kursen geschult, dass die Frau dann völlig überrascht von den Schmerzen, ihrem Mann schreckliche Dinge an den Kopf wirft, die kein Mensch je hören möchte.‹
Letztendlich hatten wir uns trotzdem zum Kurs angemeldet, allein aus einer Laune heraus, dass das lustig werden könnte und wir einen Grund hatten, unser erstes Kind an dem Tag an Verwandte abzuschieben.
Schon als wir den Raum betraten, galten wir als Streber. Ehrfürchtig lauschte man unseren Erklärungen, als wären wir die einzigen Erleuchteten in einem Raum voller ausgebrannter Glühmittel. Es gibt nicht viele Dinge, bei denen man, wenn man sie nur einmal erledigt, gleich als Meister gilt.
Das Publikum war ebenso grandios.
Da war zunächst ein junges Mädchen, die nicht genau wusste, ob der baldige Vater überhaupt das Kind sehen wollte.
Dann ein gleichgeschlechtliches Pärchen, von denen diejenige ohne Kinderzuschlag neidisch auf diejenige mit zu seien schien. Außerdem war der Zuwachs anscheinend nicht vorher abgesprochen worden, was zu zusätzlichen, allerdings sehr unterhaltsamen Dialogen führte.

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.

26 Gedanken zu „Geburtsvorbereitungskurs Teil 1“
  1. wenn man beim ersten Kind nicht beim Geburtsvorbereitungskurs war, dann wird es beim zweiten höchste Zeit. Aber macht das Sinn? Oder soll es keinen Sinn machen?

    1. Sinn, Sinn – was ist das für ne Frage? Wir meinten einfach dass es lustig wäre. 😉
      Die anderen Teilnehmer waren da wohl eher Deiner Meinung und wollten unsere Beweggründe hinterfragen. 😉

          1. Einfühlsam – soso. Das beherrscht allerdings auch nur wenige. Aber als Dritt-Job ist das recht herausfordernd. Da kann Dein Diener sich ja glücklich schätzen einer Herrin zu dienen, die so beschäftigt ist.

          2. gell, meinem Diener geht es gut, extra wegen ihm gehe ich ständig auf Fortbildung, man tut, was man kann und doch schläft er womöglich schon wieder bei der Arbeit ein… nicht zu fassen…

          3. Ach ja, habt ihr es schwer. Man könnte fast Mitleid entwickeln. Jedoch widerstrebt es mir, der herrschenden Klasse noch Tränen nachzuweinen. Dafür haben wir – neben dem Alkohol aus dem Keller bringen – einfach keine Zeit mehr.

  2. Klingt wahrlich spannend. 😀 Und auch genau nach so einer Situation, bei der ich in der ständigen Gefahr wäre, wegen bissiger Kommentare des Raumes verwiesen zu werden. Aber darüber muss ich mir eh noch keine Gedanken machen.

    1. Der zweite Teil kommt noch.
      Wobei – mach niemals den Fehler und unterhalte Dich während der Geburt mit dem Arzt den Du schon als Kind kantest, über die Computerspiele von früher. Das hält mit meine Frau mit immer noch vor. Zu meiner Verteidigung muss ich allerdings sagen, dass er angefangen hat.

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