Winter hatte die Beine übereinandergeschlagen und sah aus dem Fenster. Draußen flogen Wolken über einen grauen Himmel und ganz weit hinten wiegten sich Bäume im Wind.
Die Gegend kam mir unbekannt vor. Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, wie viel Zeit während der Reise vergangen war. Mein Magen schmerzte – es kam mir vor, als hätte ich schon eine Ewigkeit keine Nahrung mehr zu mir genommen.
Als ich mich auf den Schmerz konzentrierte, blickte mich Winter unvermittelt an. Sie hatte schon wieder diesen Blick über die Brille auf dem Gesicht.
Sie sagte: »Sieht fast so aus, als hättest Du Hunger.«
Ich sagte: »Wahrscheinlich sind Dir diese menschlichen Gefühle unbekannt, aber wir Sterblichen müssen hin und wieder etwas zu uns nehmen.«
Sie nickte und sagte: »Ich hatte Dir doch gesagt, dass Du etwas einpacken solltest.«
Ich sagte: »Das war ein verdammtes Brot, was ich schon vor einer Ewigkeit verzehrt habe. So langsam hätte ich schon Lust auf etwas Warmes.«
Winter sagte: »Ich nehme Dich jetzt nicht in die Arme.«
Ich sagte: »Soweit ich das sehe, würde mir davon nur noch kälter werden.«
Winter schnalzte mit der Zunge und sah mich amüsiert an. Anscheinend schätze sie ab, wie lange ich noch durchhalten würde.
Ich sagte: »Auch wenn ich fett genug bin – eine Mahlzeit wäre mir jetzt sehr willkommen.«
Winter sagte: »Warte noch bis zum nächsten Stop. Vielleicht kann uns meine Mutter etwas zubereiten.«
Ich sagte: »Von der Natur bekomme ich sehr selten Essbares. Ich habe das Gefühl, dass die meisten Sachen aus dem Labor stammen.«
Sie sagte: »Als Chemiker sollte Dich das ja nicht besonders stören.«

2 Gedanken zu „Nahrung“
Kommentare sind geschlossen.
Irgendwie macht sie mir Angst, wenn sie irgendwelche Andeutungen macht, dich in die Arme zu nehmen. 😀
Wenn ich nicht wüsste, dass Jahreszeiten kein Herz haben, würde ich Winter als kaltherzig bezeichnen… 😱