Das Gebäude überschattete uns, wie ein Raubvogel seine Beute. Die Sonne stand so tief über den Bergen, dass sich die Umrisse der Burg tief schwarz gegen den rotgoldenen Horizont abhoben.
Zum Glück war der Weg nicht weit.
Winter schwieg die gesamte Strecke. Sie wirkte angespannt und abwesend. Ihre langen Schritte, hinterließen eine Spur im Schnee, durch die ich ihr mühelos folgte.
Erst am Eingang blieb sie stehen und sagte: »Ich bin mir nicht sicher. Das Schloss scheint verlassen. Vielleicht hat sich meine Mutter ja zu einem ihrer anderen Wohnorte begeben.«
Ich sagte: »Wir sollten wenigstens nachsehen.«
Winter nickte. Dass so etwas meine Worte auslösen konnten, hätte ich nie zu hoffen gewagt. Bisher hatte ich immer nur Kopfschütteln geerntet.
An der Pforte, die so groß war, dass ein Gespann mit vier Pferden die eine Postkutsche zogen mühelos hindurchgepasste, hang ein eiserner Ring, den Winter hochhob, um ihn anschließend fallen zu lassen. Der Lärm, der entstand, löste in den Bergen wahrscheinlich mehrere Lawinen aus.
Danach blieb sie wartend stehen. Als nach ca. 10 Sekunden nichts geschah, drehte sie sich um und sagte: »Wie ich sagte – keiner da! Wir gehen.«
Ich sagte: »Wenn das Tor schon so groß ist, braucht man länger um dahin zu kommen.«
Winter sagte: »Wir sollten weiter.«
In dieser Sekunde schwang der Torflügel auf. Hinter ihm konnte ich eine einsame Fackel sehen. Wer geöffnet hatte, war jedoch nicht zu erkennen.
Mit den Augen rollend drehte sich Winter um.
