Herbst sagte: “Mit meinen Eltern kann man kaum sprechen. Gaja hat voll ein an der Schüssel.
Ich mein, ich möchte jetzt nicht schlecht über die eigene Mutter sprechen, aber wenn ich sie besuche, sitzt sie still in einer Ecke und raucht Hanf. Die Frau ist meistens so breit wie hoch. Eine ordentliche Antwort auf eine Frage habe ich schon seit tausend Jahren nicht mehr gehört.
Muss ihr allerdings zu Gute halten, dass sie vor der Industriellen Revolution noch nicht ganz so abgespaced war. Es ging ihr noch richtig gut und sie hatte genug Kraft.
Heute jammert sie ständig vom ‘Letzten Baum’ und ‘Letztem Fisch’ und ‘Letztem Fluß’ und meint, dass man Geld nicht essen kann. Ich frag mich, wie sie darauf kommt. Wann hat sie es denn probiert, dass sie da so sicher ist?”
Ich sagte: “Und Dein Vater?” Herbst sagte: “Pappi ist ein rollender Stein. Na ja eher ein lauhes Lüftchen.
Er lässt sich gehen. Er sagt immer, dass man als Atmosphäre auch ein Recht darauf hätte. Wenn man schon etwas wäre, was jeder braucht, allerdings keiner sieht, dann könnte man seine Komplexe am besten an die Wolken hängen.
Ich hab ihn schon lange nicht mehr gesehen. Er ist eigentlich ständig unterwegs.”
Ich sagte: “Und ihr seid die beste Mischung aus beiden?”
Herbst sagte: “Wären Dir kleine Elfen mit langen Ohren und Flügeln lieber?” Ich sagte: “So lange sie gut aussehen.”
Herbst schnaufte. Er sagte: “Bei der Vererbung ist es doch so, wie bei einer Firmen-Zusammenschließung. Als Kunde kann man seine Vorfreude gar nicht mehr zurück halten. Da ist eine Firma, die ein gutes Produkt hat. Die Hardware ist einfach gut und funktioniert auch in Jahren. Dafür ist die Software gnadenlos schlecht.
Dann ist da die andere Firma, die eine super Software herstellt. Damit kann jedes Gerät gesteuert werden. Allerdings ist die Hardware der Firma B lange nicht so gut wie die der Firma A.
Kommen die Firmen zusammen, würde ich wetten, dass der Zusammenschluss die schlechteste Mischen aus beiden aufweist.
Die Hardware und die Software sind schon vom ersten Tag an schlecht.
Das ist meine Meinung von Vererbung.”
Ich sagte: “Wer Dich optimistisch nennt, würde einen Strick auch für die ideale Art und Weise halten, um mal so richtig abhängen zu können.”
Herbst sagte: “Ich hänge mich erst auf, wenn alle Stricke reißen.”

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.

8 Gedanken zu „Der letzte Strick“
        1. Ich hab gerade den Song „With a little help by my friends.“ im Ohr. Mit der Textzeile „I get high…“
          Frag mich warum das zu Weihnachten in großer Regelmäßigkeit neu aufgelegt wird.

          1. Ach, der gute Joe Cocker. 😀 Das Wort „friends“ ist im Titel. Alles, was auch nur entfernt mit sozialer Zusammengehörigkeit zu tun hat, ist gerwdezu prädestiniert für die Weihnachtszeit.

    1. Hab mal vor etlichen Jahren in ein paar Foren Ähnliches gelesen. Die Herren und Damen da waren aber alle so destruktiv und deprimierend dass ich schnell weiter gesurft bin. 😉

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