Herbst erzählte mir, dass er auch schon andere Jobs vor diesem gemacht hatte. Ich sagte: “Noch bevor Du Herbst wurdest?”
Er sagte: “Ach man ist jetzt in der Funktion Jahreszeit nicht unbedingt stark ausgelastet. Meist reicht es ja schon, wenn man einfach da ist.”
Ich sagte: “Du malst also die Blätter nicht an?” Er sagte: “So ein Quatsch. Als nächstes glaubst Du noch daran, dass ich jedes Blatt einzeln vom Baum stupse. Das ist doch völliger Blödsinn.”
Ich fragte ihn, was er denn sonst mache? Er sagte: “Ach man schlägt sich so durch. Einmal war ich Detektiv. Das war recht spannend.
Ich hatte einen wirklich harten Fall, der sich lange hinzog.”
Ich sagte: “Und hast Du den Täter gefasst?”
Er sagte: “Ich habe alles versucht. Du musst wissen, dass es ein merkwürdiger Fall war. Das Haus war von innen verschlossen, der Schlüssel steckte, das Sicherheitsschloss war verriegelt und soweit man sehen konnte, gab es keinen Weg nach drinnen. Trotzdem war die alte Frau augenscheinlich erdrosselt worden.
Das Haus wurde durchsucht und Geld fehlte. Die Alte hatte vor ihrem Tod 10.000 DM abgehoben. 
Man fand weder die Mordwaffe, noch einen Verdächtigen. Die Frau war völlig allein. Wäre das fehlende Geld nicht gewesen, bzw. hätte es nicht gefehlt, wir wären alle von einem höchst obskuren Selbstmord ausgegangen.
Die Sache wurden noch komplizierter, als sich herausstellte, das sie vor vielen Jahren eine Zeugin eines Raubüberfalls geworden war. Sie hatte die Täter erkannt und hatte sie durch ihre Aussagen hinter Gitter gebracht.
Die Beute wurde allerdings nie gefunden. Es gab keine Spur von einem der größten Diamanten der damaligen Zeit. Er wurde nach dem Überfall nie wieder gesehen.”
Ich sagte: “Der Fall war doch klar! Es muss einer der Räuber gewesen sein. Die alte Dame hatte den Diamanten damals an sich genommen und hatte die Räuber ins Gefängnis gebracht.”
Herbst sagte: “So einfach war das nicht. Die beiden Räuber waren bei ihrer Verhaftung schon alt gewesen. Der letzte von den Beiden war am gleichen Tag wie die alte Frau gestorben. Man sagte mir, dass die Alte wahrscheinlich in der gleichen Stunde, wie der Räuber starb.”
Ich sagte: “Da ich nicht an Geister glaube, muss es ein Bekannter des Räubers gewesen sein.”
Herbst sagte: “Dachten wir auch. Wir haben recht lange nach dem Kerl gesucht.”
Ich sagte: “Und? Wer war es?”
Er sagte: “Ach das ist ja das Problem. Weihnachten kam viel zu schnell und damit der Winter. Ich musste gehen, bevor ich den Fall gelöst hatte.”
Ich sagte: “Das ist ja blöd.”
Herbst sagte: “Und ob.”

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.

2 Gedanken zu „Verbrechen bis Weihnachten“
  1. […] Noch bevor sie weitersprechen  konnte, unterbrach ich sie und sagte: »War es der Fall mit der alten Frau, die umgebracht wurde? Der Fall, bei dem alle Türen und Fenster von innen verschlossen waren?« (HIER) […]

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