Ich fragte Herbst, wie sein Gedächtnis funktionierte und er sagte: “Eigentlich besser als das von euch Menschen.”
Ich sagte: “Dann bedauere ich Dich.”
Er sagte: “Warum jetzt das?”
Ich sagte: “Wir hatten uns ja schon darüber unterhalten, dass die meisten Menschen meinen, dass früher alles besser war – weil die Vergangenheit verklärt wird.
Es kommt jedoch noch ein weiterer Effekt dazu. Kennst Du die Geschichte von der Erinnerung von Roland Reagan?”
Herbst schüttelte den Kopf. Ich sagte: “Er muss einmal aus seiner Jugend erzählt haben, noch lange bevor bei ihm Alzheimer erkannt wurde. Er behauptete steif und fest, dass ihm die Geschichte tatsächlich passiert wäre.
Viele hörten ihm zu. Im Nachhinein konnte man feststellen, dass die erzählte Geschichte direkt von einem seiner Filme stammte. Dabei behauptete er allerdings fest, selbst nachdem man ihm die Tatsachen vor Auge führte, dass ihm die Geschichte tatsächlich widerfahren war.
Jetzt könnte man sagen, dass Politiker immer lügen. Tatsache ist allerdings, dass unser Gedächtnis so schlecht ist, dass wir viele Dinge von wichtigen Geschichten vergessen haben, die wir uns dann einfach dazu erfinden.
Deshalb sind Zeugenaussagen auch so schwer auszuwerten. Es kann sein, dass drei Leute das Gleiche sehen, am Ende jedoch drei verschiedene Dinge beschreiben. Wir können uns einfach nicht erinnern und unserer Gehirn fängt an zu dichten.”
Herbst sagte: “Das kann ein echter Vorteil sein.”
Ich sagte: “Klar ist es auf jeden Fall. So muss man nicht alle Dinge im Kopf haben.”

2 Gedanken zu „Präsidenten und anderes Vergessliches“
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Wow, toller Post 🙂
Danke!