Erst einen Tag später führte Herbst seine Tyrannei weiter aus. Er sagte: “Aber die Jugend von heute ist doch sehr schlimm.”
Ich sagte: “Klar das sagte ein bekannter Mann mal: Unsere Jugend hat kein Respekt mehr vor dem Alter und geht vor die Hunde.”
Herbst sagte: “Recht hat er!”
Ich sagte: “Ist aber ne Weile her. Als er das gesagt hat, kleidete man sich in Handtücher und hatte Sandalen unter den Hufen.
Das kam von einem alten Philosophen aus Griechenland. Der hatte damals das gleiche Problem, wie Du heute. Wenn man bedenkt, dass es seit damals kontinuierlich bergab ging, leben wir heute in der Hölle.”
Herbst sagte: “Und siehst Du, Griechenland, die große Kultur der Antike, ist auch untergegangen.”
Ich sagte: “Was natürlich allein an seiner Jugend lag.“
Ich schwieg. Nachdem Herbst nur nickte und meinen ironischen Unterton anscheinend überhört hatte, sagte ich: „Ich glaube kaum.
Die alten Griechen waren einfach zu satt um sich noch zu wehren. Das ist ein Problem, welches wir heute vielleicht auch haben. Aber die Jugend hat nichts damit zu tun.”
Herbst sagte: “Und wie siehst Du dann die Sache?”
Ich sagte: “Wenn ich an meiner Kindheit denke, dann muss ich sagen, dass ich hoffe, dass die Jugend nicht so ist, wie wir. Wir waren schlimm.
Kleine Monster die keine Gnade kannten.
Vor einiger Zeit hab ich einen Jungen einer älteren Dame seinen Sitzplatz freigeben lassen. Das hätten wir damals nicht gemacht.
Die Kinder haben heute ein großes Problem: Wir haben schon gegen alles rebelliert. Wogegen sollten sie noch aufbegehren ?
Ihre Eltern haben so viel Erfahrung in Blödsinn, dass sie keine andere Auswahl sehen, als tierisch spießig zu werden.
Das ist dann auch das Problem, was ich sehe. Die neue Generation wird so spießig, wie es noch unsere Opas und Omas waren.
Das steuert direkt auf einen neuen Weltkrieg zu.”
Herbst nickte und sagte: “Siehst Du, die Jugend wird auch nach Deiner Ansicht immer schlimmer.”
Ich sagte: “Wenn Du das so siehst – allerdings ist meine Definition von SCHLIMM vielleicht anders, als die der restlichen Welt.”
