Frühling ging in die Küche, in der auf der Fensterbank der Topf stand, in den sie vorher die rote Frucht gesteckt hatte.
Sie sagte: »Ich habe zwar nicht die Kraft meiner Mutter. Aber absolut unfähig bin ich auch nicht.«
Etwas leiser sagte ich: »Das hätte ich auch nie gesagt.« Noch wesentlich leiser sagte ich: »Jedenfalls nicht laut. Für mich habt ihr alle Superkräfte: Kraft der Depression, Kraft der Eisheiligkeit, Kraft der blöden Späße – ich freue mich schon darauf euren Bruder kennenzulernen.«
Mit beiden Händen hielt Frühling den Topf vor sich ausgestreckt. Sie lächelte und sagte: »Nimm die Kanne und gieße kontinuierlich Wasser in den Topf.«
Als ich mich, nachdem ich Wasser in die Kanne gegossen hatte, erneut zu ihr umwand, schien sie von innen zu glühen. Es war so, als hätte man hinter ihrem Rücken ein Scheinwerfer angeschaltet, der so hell war, dass er durch sie hindurch strahlte.
Für einen Moment schreckte ich zurück, doch sie sagte: »Fürchte Dich nicht.«
Ich sagte: »Blödes Zitat. Ich habe mich immer gefragt, warum so etwas gesagt wird. Meist ist doch offensichtlich, dass man sich gerade erschreckt hat. Außerdem solltest Du so etwas nicht zitieren.«
Frühling lachte und sagte: »Ich hab mich doch nur wiederholt und nicht fremd zitiert. Es wäre überdies ganz nett, wenn Du jetzt anfangen würdest. Sonst wird da nämlich nichts draus und wir sehen ziemlich blöd aus der Wäsche.«
Langsam kippte ich die Kanne und goss in kleinen Stößen Wasser in den Topf.
Zunächst war nichts zu erkennen, doch plötzlich sprang ein kleines grünes Etwas aus der Erde. Innerhalb nur einer Minuten hatte sich ein kleiner Stamm gebildet, an dem kleine Äste hingen, an denen wiederum kleine Blätter sprießten.
Nach zwei Minuten bildeten sich die ersten Früchte.
Langsam wurde die Kanne leer und ich sah Frühling fragend an. Sie lächelte mich an, als wäre ihr gerade der Papst auf Rollschuhen begegnet und sagte: »Das dürfte reichen. Siehst Du, ich hab doch noch eine Superkraft neben der der blöden Späße.«
Ich wurde rot.
