Die Tage mit Winter waren gezählt und sie sah nicht unglücklich darüber aus.
Sie sagte: »Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie froh ich bin, deiner ›Beta‹-Männchen-Existenz zu entfliehen. Es wird echt Zeit mich anderen Dingen zuzuwenden, mein Junge.« Dabei zeichnete sie Anführungszeichen bei dem Wort ‚Beta‘ in die Luft.
Ich sagte: »Ich fühle mich nicht wie ein ›Beta‹-Männchen.«
Winter lachte auf. Ein weiteres mal ohne einen Funken Humor.
Sie sagte: »Na Alpha bist Du auf jeden Fall nicht.«
Ich sagte: »Eigentlich bin ich weder das eine noch das andere. Mich interessiert nicht was die Alphas sagen und die Betas kratzen mich auch nicht. Weder diene ich noch herrsche ich. Bisher stand ich immer dazwischen.«
Winter sagte: »Der einzige, der am Hof weder herrscht und noch dient, ist der Narr.«
Ich sagte: »Den Job übernehme ich gerne.«
Winter sagte: »Dorftrottel hätte Dir auch gut zu Gesicht gestanden. Hätte ganz Deinen Leistungen entsprochen.«
Ich sagte: »Ich wusste nicht, dass Du dieses Jahr die Bewertung übernimmst. Danke für die Blumen.«
Winter sagte: »Die findet man in dieser Jahreszeit nur spärlich.«
Ich sagte: »Weniger Blühten bedeuten weniger Allergien. Das hat auch etwas für sich.«
Winter sagte: »Das ist doch hoffentlich nicht da Einzige, was Du an dieser Jahreszeit gut findest?«
Ich sagte: »Deine Jahreszeit ist voll OK. Ich liebe den Schnee und die Kälte. Gegen Kälte kann man sich wärmer anziehen. Gegen Hitze hilft gar nichts. Da klettert man höchstens in einen tiefen Brunnen und hofft, dass es bald aufhört.«
Für einen Moment schien ein Lächeln über Winters Gesicht zu huschen, welches erstmals ungekünstelt wirkte. Der Ausdruck war sehr kurz zu sehen, so dass ich mich hinterher fragte, ob er tatsächlich da war. Dann sagte sie: »Vielleicht komme ich im nächsten Jahr doch noch mal auf Dich zurück.«
Sie drehte sich um und ging. Anscheinend hatte ich unwillkürlich und unwissentlich einen Fehler begangen.

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.

15 Gedanken zu „Winter gefallen“
          1. Da gibt es Unterschiede. Zickig ist unbegründet – hochnäsig kann Gründe haben.
            Ich mag Frauen vom Typ Pipi Langstrumpf, Sarah Connor (ich mein jetzt die Dame ausTerminator 2 und nicht die deutsche Weichspül- Sängerin) und die rote Zora.
            Winter ist sich lediglich bewusst, dass wir alle Bakterien gegenüber ihr sind.

          2. Bis 99 hab ich auch nicht gekuckt. 1 + 2 waren gut. Im 2ten Teil hab ich mich damals voll in die weibliche Hauptfigur verliebt. Gott da war ich 17!
            Mist ist das lange her.
            Die Dame ist auf jeden Fall härter als eine Backsteinmauer und zäher als ein Lederriemen. Solche Rollen haben mein Frauenbild stark geprägt. 😉
            Ich kann mich kaum an starke Frauenrollen in der aktuellen Kinowelt erinnern… Merkwürdig.

          3. Klar, starke Frauen sind eine Herausforderung, wusste schon James Bond, bis Terminator Nr. 99 kannst ja noch an den Frauenrollen arbeiten. Gibts bestimmt auf DVD…:)

          4. du willst sich nicht sagen, die Folgen gibt es noch nicht? Vielleicht waren sie noch nicht im Kino, kann sein, möglicherweise ja Zensur wg. dem Frauenbild…

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