Als Ausgang diente uns ein Fenster auf der Herrentoilette im Erdgeschoss. Die Haupttür schien uns zu viel Aufmerksamkeit zu erregen. Wir lehnten das Fenster hinter uns an.
Die Nacht war kühl. Der Mond schien als große Kugel vom Himmel und tauchte die Umgebung in ein unheimlich grelles Zwielicht.
Boris gab uns mit einem Handzeichen zu verstehen, dass wir ihm folgen sollten. Wir schlichen zum Waldweg, immer darauf bedacht, nicht vom Haus aus gesehen zu werden.
Erst als wir den ersten Baum erreicht hatten, blieb Boris stehen. Er drehte sich zu uns um. »Wir sollten hier auf die Mädchen warten. Sie müssten jeden Augenblick kommen, wenn sie überhaupt wach geworden sind.«
Tatsächlich konnte ich einige Augenblicke später eine Bewegung am Haus erkennen. Anja erschien. Sie rannte zu uns hoch.
Ich konnte Julia nicht erkennen.
Als sie in Hörweite war, sagte ich: »Wo ist Julia?«
»Sie hatte zu viel Angst. Es hätte viel zu lange gedauert, sie zum Mitkommen zu überreden.« Anja sah verärgert aus. Anscheinend hatte das Gespräch mit Julia an ihren Nerven gezerrt.
Boris nickte. Seine Mundwinkel zeigten, dass er nicht darüber begeistert war, dass wir eine Person weniger waren. »Wir sind alle da und sollten uns beeilen.« Ohne ein weiteres Wort rannte er los.
Daniel und Jörg folgten ihm. Anja hielt mich am Arm zurück. »Julia ist so ein Angsthase. Du hättest sie nicht ansprechen sollen. Sie ging mir den gesamten Abend auf die Nerven.«
»Hat sie was über mich gesagt?« Meine Gefühle schlugen einen Purzelbaum.
»Ja, hat sie.«
Anja lächelte und rannte den anderen hinterher.
»Was denn?«, rief ich ihr hinterher.
Es fiel mir schwer, den anderen zu folgen. Dass Anja, Daniel und Jörg sportlicher waren, als ich, war mir bekannt. Boris schien alle Kraftreserven seines Körpers zu aktivieren oder er war einfach beweglicher, als ich ihm zugetraut hatte. Er rannte den anderen, mich eingeschlossen, fast davon.
Dabei blieb er immer im Schatten. Er hatte den längeren, dafür allerdings auch geschützteren Weg eingeschlagen. Anscheinend hatte er Angst davor, dass noch Wanderer auf den Hauptwegen waren.
Hier in den Schatten war es kälter. Außerdem konnte ich den Boden kaum sehen. Ich hatte Angst, dass ich erneut an einer Wurzel hängenbleiben würde.
Tatsächlich kam ich allerdings unbeschadet am Steinbruch an.
Boris war in die Knie gegangen und schaute auf die Lichtung, die vor uns im grellen Licht lag.
Er nickte uns zu und sprintete zu dem Baum, hinter dem die Tür versteckt lag.
Wir rannten hinter ihm her, immer gebückt und so schnell wir konnten.
Boris griff von oben unter seine Jacke. Er wollte den Schlüssel hervorziehen.

4 Gedanken zu „Vor dem Haus“
Kommentare sind geschlossen.
O man, du bist so ein Jammerlappen, Bob.
Ja, in meiner Kindheit, als ich noch lebte, da war ich vielleicht etwas wehleidig. 😉
*Örx* Das klingt, als wärst du schon tot!
Ach das hatte ich doch schon in der Geschichte im letzten Sommer – war langweilig.
Da brauche ich keine Wiederholung.
Aber Sebi in jungen Jahren war definitiv wehleidiger als heute. Das liegt hinter mir – jetzt bin ich ja Bob. 😉