Am Feldspiel am Nachmittag beteiligte sich Boris nicht. Er hatte sich aufs Zimmer verzogen. Als ich mich umgezogen hatte und gerade gehen wollte, sagte er, dass ich ihn entschuldigen sollte. Er würde sich im Moment nicht wohl fühlen. Ich blieb stehen und fragte ihn, ob die Männer in dem Auto die Leute waren, die nach ihm suchten.
»Ich bin mir sicher, dass sie es waren. Es sind allerdings nie die Gleichen. Sie ändern ständig ihr Aussehen.«
»Wie ist das möglich?«
Boris flüsterte: »Ich glaub, es sind keine Menschen.«
Kopfschüttelnd rannte ich hoch zum Treffpunkt. Wie sollten dies Männer keine Menschen sein? Ein Frösteln blieb mir allerdings im Nacken kleben. Boris Paranoia war zwar irrational, allerdings auch stark ansteckend.
Das heutige Geländespiel interessierte mich nicht. Es war irgendeine komplizierte Mischung aus Verstecken und Fangen. Allerdings gab es mir die Gelegenheit, meine Aufmerksamkeit ganz auf den Schlüssel zu lenken. Anja ließ es sich nicht ausreden, mich zu begleiten.
Ich musste ihr zunächst detailliert schildern, was Boris am Vormittag gemacht hatte. Als ich ihr von dem zerbrochenen Schlüssel erzählte, lachte sie erheitert auf. Anschließend lamentierte sie lange darüber, dass Boris ihr nicht den Schlüssel gegeben hatte. Schließlich war sie besser im Basteln. Im Hinblick auf die verpfuschte Arche musste ich lächeln.
»Das ist ja noch einmal gut gegangen. Wer weiß, was er gemacht hätte, wenn die Tür von ihm geöffnet worden wäre.«
»Du traust ihm nicht?«
»Nur soweit, wie eine tote Schildkröte hüpfen kann.«
»Das ist nicht sehr weit.«
Wir gingen gemeinsam zum Wald. Hinter uns erklang die warnende Stimme von Herrn Berkowitz. »Ihr geht schon wieder gemeinsam.«
Ich drehte mich zu ihm um. »Wir gehen nicht zusammen. Wir sind nur zusammen aufgewachsen.«
Mit ein paar schnellen Schritten war er an uns herangekommen. Seine Augen blitzten auf. »Wo ist euer Freund?«
»Der ist im Zimmer, er fühlt sich nicht so gut.«
Herr Berkowitz nickte. »Ihr solltet euch alleine verstecken. Das ist kein Gruppenspiel.«
Anja lachte ihn an. »Wir haben wohl die Regeln nicht richtig verstanden. Wie geht das Spiel noch einmal?«
Herr Berkowitz erklärte es ihr. Ich vergaß die Regeln, noch während er sie erklärte. Sie waren mir entweder zu kompliziert oder ich hatte einfach keine Lust sie zu lernen.
Als er seinen Monolog beendet hatte, ging ich alleine vor in den Walt. Anja wartete ein paar Minuten und folgte mir dann jedoch. An der ersten Gabelung holte sie mich ein.
»Sollen wir jetzt den Schlüssel zusammenbasteln?«
Sie zog mir die Teile aus der Hand und betrachtete sie.
»Wenn wir es schnell schaffen, können wir sofort versuchen die Tür zu öffnen.«
Ich sah sie verblüfft an. »Du willst Boris hintergehen?«
»Wenn wir es schaffen, sollten wir es machen. Er würde nicht auf uns warten.«
»Er hat es mir versprochen.«
»Die Leute sind hier, vor denen er Angst hat. Er wird keine Sekunde warten. Weder auf Dich noch auf mich.«
Ich schüttelte den Kopf und nahm Anja den Schlüssel erneut aus den Händen. »Du schaffst das sowieso nicht.«
