Nachdem ich mich von Herbst verabschiedet hatte, dachte ich darüber nach, was Abschied überhaupt ist.
Es fällt mir schwer, darüber nachzudenken. In meinem Leben habe ich nie wirklich gerne Abschied genommen. Es gibt viele Menschen, die rennen einfach weg, ohne ‘Auf Wiedersehen’ gesagt zu haben. Da es jedes Mal das letzte Mal gewesen sein kann, ist es dumm, so voneinander zu scheiden.
Auf der anderen Seite, weiß ich auch nicht, ob es besser ist, immer ein großes Drama daraus zu machen. Oft ist ein Abschied ja nur eine Trennung auf Zeit. Man sieht sich ja irgendwann wieder – läuft sich über den Weg – sagt dann, dass man sich unbedingt treffen müsste – schreibt ein paar Mal auf Facebook oder irgendwo anders und dann ist der andere wieder vergessen. Das geht so schnell, wie der Bus, den man leider nicht mehr erreicht hat und tut gar nicht weh.
Dann gibt es den Abschied, da weiß man, dass man sich wohl nicht mehr wiedersehen wird (wenn man jedenfalls, so wie ich, nicht an das jüngste Gericht glaubt – der Abschiedsgruß „Wir sehen uns spätestens vor Gericht wieder“ ist in christlichen Kreisen übrigens merkwürdiger Weise unüblich…) 
Man ist vielleicht darüber verletzt und es ist schwer wirklich los zu lassen. Das sind die Abschiede von Menschen, bei denen die Möglichkeit sich noch einmal zu sehen, so gering ist, dass man eigentlich sagen müsste: “Schönes Restleben.”
Vielleicht sollte ich gerade jetzt über etwas fröhlicheres nachdenken. Schließlich werde ich alle meine Kraft für Winter aufsparen müssen.

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.

9 Gedanken zu „Abschied“
  1. Deinen Ansichten zum Thema „Abschied“ kann ich mich nur anschließen. Ich finde das jedes Mal traurig, auch wenn die Menschen nicht aus der Welt sind. In meinen jungen Jahren habe ich zugegebenermaßen noch nicht viele Abschiede erlebt, aber jedes Mal sind sie mir im Gedächtnis geblieben.

    1. Ich hab dieses Jahr von jemand Abschied genommen und ihm noch gute Besserung gewünscht. Zwei Tage später erreichte uns die Nachricht, dass der Kollege nicht mehr kommen wird. Das macht dann nachdenklich.
      Das hier ist mehr oder weniger meine Aufarbeitung…

      1. Oh nein, das tut mir leid. 🙁 Sowas regt wirklich zum Nachdenken an, wie vergänglich unser Leben doch ist. Und das ist auch ein Anreiz, sein Leben zu nutzen und egwas Bleibendes zu hinterlassen.

        1. Ich möchte jetzt nicht herzlos erscheinen, aber meine Meinung zum Tod ist sehr pragmatisch. Er gehört zum Leben dazu.
          Trotzdem hat dieser Tod ein ziemliches Chaos hinterlassen. Man macht sich schon Gedanken. Aber dass ich mich geändert habe, kann ich nicht sagen.

          1. Natürlich, dazu gehört er definitiv. Es macht auch keinen Sinn, den Tod zu ignorieren oder gar zum Tabuthema zu erklären. Auch nach dem Tod eines Menschen geht es immer weiter, so traurig er zuerst auch anmuten mag.

  2. Schließe mich deiner Ansicht vom Abschied vollkommen an – auch die letzte „Art“ musste ich dieses Jahr kennenlernen, weshalb ich deine (teils sachlich ausgedrückte) Aufteilung tatsächlich sehr passend finde.

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