Auf der anderen Seite des Platzes kämpfte Schnee gegen Dunkelheit. Alle Schneeflocken steuerten zielgerichtet auf einen Fleck, der aus einem massiven Schwarz bestand. Die weiße Pracht verschwand hinter einem Vorhang aus schwerem Samt.
Auf der einen Seite stand Winter, die Speere aus Eis schleuderte. Auf der anderen Seite stand die vermummte Gestalt, die mit überdimensionalen Schatten kämpfte. Diese Schatten waren wie Peitschen, die sich zu allen Seiten ausbreiteten.
Ein langes schwarzes Seil raste auf Winter zu. Diese zerschnitt die Schnur mit einem Eiszapfen, den sie in der Hand hielt.
Ich trat vorsichtig auf das Schauspiel zu, welches sich mir bot.
Mein Körper fühlte sich an, wie ein Sandsack, welcher aus vielen Seiten Inhalt verlor. Ich fühlte, wie meine Kraft mich verließ und auf die Erde floss.
Die Füße konnten mich kaum tragen und mein Rücken schien aus Gummi und vollgestopft mit Schmerzen.
In diesem Zustand konnte ich Winter kaum helfen.
Sie durchschnitt erneut einen Schatten mit dem leuchtenden Eiszapfen und ging einen Schritt näher auf das Wesen zu. Mit der anderen Hand gebot sie dem Schnee, der jetzt vertikal in Richtung des Dunkelen fiel.
Langsam und mühsam kämpfte ich mich nach vorn.
Plötzlich fasste mich etwas an der Schulter und drehte mich um die eigene Achse. Ich blickte in das Gesicht der Fremden. Ihre Haare hingen ihr zu allen Seiten und ihr Blick war wild.
Sie hatte erneut die Faust zum Schlag erhoben. Diesmal würde sie wohl erst von mir ablassen, wenn ich mich nicht mehr rührte.
Mühsam versuchte ich, den Schlag abzufangen. Es gelang mir, meinen rechten Arm nach vorne zu strecken, um die Wucht abzulenken.
Ich spürte den Schmerz und wusste, dass jetzt auch meine rechte Seite taub wurde.
Taumelnd kippte ich um.
Aus der Position konnte ich erkennen, dass ein schwarzes Seil Winter gefangen hielt, während ein weites auf ihren Oberkörper zuraste.
Meine Angreiferin stand über mir. Sie ließ ihre Füße immer wieder in mich fahren. Jetzt trafen mich auch Tritte am Kopf.
Ich schloss die Augen und zog mich zurück. Hier konnte ich nichts mehr gewinnen. Dunkelheit umgab mich.

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.

Ein Gedanke zu „Winters Kampf“

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