Die Rolltreppen waren nicht weit entfernt. Ich rannte auf sie los.
Aus den Augenwinkeln sah ich, wie auch die Attentäterin zum Sprint ansetzte. Instinktiv wusste ich, dass ich alle meine Kraft in die Beine umleiten musste, was leider nicht sehr viel war – ein einzelnes Diät-Bombon hilft nicht gegen Fettleibigkeit.
Meine Lunge brannte, schon als ich die erste Stufe erreichte. In Zukunft sollte ich unbedingt etwas für meine Fitness machen. Ich schrieb mir das direkt auf meine innere To-do-Liste. Wahrscheinlich würde ich diese anschließend sofort wieder verlieren, wie ich das immer mache.
Mit jedem Schritt zwei Stufen nehmend erreichte ich die oberste Etage.
Winter stand oben und fasste meine Hand.
Um mich herum schien die Welt kurz zu flackern. Dann standen wir außerhalb des Ladens mitten auf dem Marktplatz.
Das Bild, was sich hier zeigte, war bizarr. Ca. Zwanzig Polizisten standen vor der Eingangstür des Modehauses und versuchten die Tür aufzustemmen. Weitere standen vor dem zerstörten Schaufenster, kamen allerdings nicht herein.
Hinter der Glasfasade stand eine schwarze undurchdringliche Wand.
Ich blickte zu Winter und sagte: »Was ist das?«
»Das ist ein Schutzwall. Wenn man gut ausgebildet ist, kann man so etwas errichten.«
»Ausgebildet?«
»Ein paar Jahrhunderte Übung und es klappt fast von selbst.«
»Du meinst also immer noch, dass wir es hier mit Unsterblichen zu tun haben.«
Winter nickte.
Wie ein Vorhang, den man beiseitezieht, verschwand die schwarze Wand und die Beamten purzelten durch Fenster und Tür ins Innere des Ladens.
»Ich glaub, ich kenne denjenigen, der das verursacht.«
Schnell blickte ich zu ihr.
In Winters Gesicht lag blanker Hass. Ihre zusammengekniffenen Augen funkelten gefährlich.
Ich sagte: »Wer ist es?«
Sie hörte mich nicht, sondern ging auf den Laden zu.
Noch bevor sie ihn erreichte, sprangen zwei Personen aus der Eingangstür. Die eine war weiblich und die andere vollständig vermummt. Unter seiner Mütze strahlten zwei einblaue Augen.
Winter rief: »Wir haben uns schon länger nicht mehr gesehen. Was willst Du?«
Die vermummte Gestalt sagte nur ein Wort: »DICH«
»Wird Dir das nicht irgendwann langweilig?«

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.