Noch bevor wir den Baum und die Büsche vor der geheimen Tür erreicht hatten, hallte eine donnernde Stimme über den Platz, die an der Steinwand vor uns reflektiert wurde.
»Was macht ihr hier? Was soll dieses Spiel?«
Ich fuhr erschrocken herum und sah, dass zwischen den Bäumen auf dem Hauptweg Herr Berkowitz und Siegried die Lichtung betraten. Die Beiden waren nicht ganz so akkurat gekleidet, wie sonst. Siegfrieds Hemd hing an einer Seite aus seiner Hose. Herr Berkowitz hatte eine Taschenlampe in der Hand, deren Strahl mich blendete.
Daniel und Jörg waren stehengeblieben. Sie hatten sich zur Heimleitung gedreht. Als ich mich abwandte, um den Schein der Lampe zu entfliehen, sah ich die Panik in ihren Gesichtern.
Boris war weitergerannt. Anja folgte ihm.
Herr Berkowitz schrie: »Bleibt sofort stehen.«
Anja zögerte. Boris bemerkte das und fuhr herum. Er schrie ihr zu: »Das ist nur eine Ablenkung. Wir können es immer noch schaffen.«
Anja schüttelte den Kopf und nickte in die Richtung unserer Bewacher, die jetzt rannten. Ihre Stimme war nur ein Flüstern. »Willst Du das Gold mit den beiden teilen? Wir sind nicht stark genug, wenn wir uns gegen sie wehren müssten.«
Boris entließ einen enttäuschten Schrei. Er schüttelte den Kopf. »Wir sind so weit gekommen.«
Herr Berkowitz hielt nicht an, sondern lief an mir vorbei, direkt auf Boris zu. Kurz vor ihm wurde er langsamer. Seine Augen waren unter seiner Brille kaum zu sehen. Seine Augenbrauen hatten sich tief in sie gezogen. Seine Nase kräuselte sich. Er sah so aus, als würde er jede Sekunde explodieren. Sein Hals war doppelt so dick wie sonst. Die Wangen dehnten sich gefährlich. Die Haare lagen nicht akkurat, verdeckten die Reflektion des Mondlichts an der hohen Stirn daher mäßig.
Er erhob die rechte Hand über die linke Schulter. Seine Muskeln im Arm zuckte. Siegfried schrie: »Wir sollten uns jetzt alle beruhigen. Zum Glück ist euch nichts passiert.«
Herr Berkowitz wirbelte zu ihm herum. »Nichts passiert? In unserer gesamten Laufbahn ist so etwas noch nicht passiert. Diese Gruppe in diesem Jahr ist das Schlimmste, was uns jemals passierte. Denk nur daran, was hätte passieren können. Sie schleichen mitten in der Nacht zu einem Ort, der schon während des Tags nicht sicher ist. Es hätte wer weiß was passieren können.«
Boris biss die Zähne zusammen. Er hatte die Fäuste in seine Hüften gepresst. Anja sprang zu ihm. Sie flüsterte ihm etwas ins Ohr. Die Worte schienen ihn zu beruhigen. Sein Körper entspannte sich.
Die Bewegung hinter seinem Rücken, hatte dazu geführt, dass Herr Berkowitz sich wieder umgedreht hatte. Er erhob den rechten Zeigefinger. Seine Stimme überschlug sich.
»Du bist Beelzebub, Du bist der Durcheinanderbringer. Du bringst das Chaos in unsere Freizeit.«
Dann ging er zwei Schritte vor und griff Boris Ohr. Er zerrte ihn zu sich.
Siegfried war ihm gefolgt. Er legte seine Hand von hinten auf Herrn Berkowitz. Seine Finger gruben sich tief in dessen Schulter. Er lehnte sich vor. Seine sanfte Stimme flüsterte etwas in Herr Berkowitz Ohr.
Dann drehte er sich zu uns um. »Wir werden uns morgen früh darüber unterhalten. Jetzt gehen wir erst einmal zurück zum Heim und stellen sicher, dass ihr schlafen geht.«
Auf einmal war da ein helles Licht. Es schien so, als würde der Mond auf die Erde zurasen.
