Mit wenigen Schritten eilte ich in den Flur. Panisch überlegte ich, was ich jetzt machen sollte. Die Kugeln der Polizisten würden mich nicht töten. Trotzdem war ich so erzogen worden, Obrigkeiten zwanghaft zu gehorchen. Einen Kampf schloss ich aus.
Ich legte mein Ohr an die Tür und konnte höhren, dass draußen jemand stand.
Dann riss ich meinen Kopf zurück. Vor der Tür wurde etwas zertrümmert. Ein paar Menschen riefen sich etwas zu. Schnelle Schritte erklangen aus der Nachbarwohnung.
Ein zunächst irritierter, dann im Laufe des Satzes höchst beunruhigter Mann schrie: »Eh, was wollt ihr hier?«
Befehle wurden gebellt.
Die Stimme antwortete: »Ich hatte nur einen Scherz gemacht. Ich hätte euch nie wegen Ruhestörung gerufen. Außerdem war es der Nachbar.«
Blitzschnell drehte ich mich um. Durch die falsche Auswahl der Wohnung hatte ich ein paar Sekunden Zeit gewonnen. Vielleicht gelang mir doch noch die Flucht.
Ich rannte ins Schlafzimmer. Mit einem professionellen Blick aus dem Fenster suchte ich nach Möglichkeiten aus dem Haus zu kommen.
In einem Action-Adventure würde ich vom Fenster zum nächsten Haus springen und mich dort an der Fassade herabhangeln. Zwei Gedanke spielten in meinem Kopf kurz fangen, bis sie sich gegenseitig eingeholt hatten.
Schnell öffnete ich das Fenster, kletterte auf die Fensterbank und sprang hinab. Zum Glück war ich diesmal stärker als meine Furcht, die sich allerdings während des Fluges meldete und zu bedenken gab, dass der Sturz mich vielleicht nicht tötete, allerdings bestimmt nicht ohne Schmerzen lassen würde.
Mit den Armen lenkte ich den Flug und kam direkt auf den Füßen auf. Etwas knackte merkwürdig, als ich in die Hocke ging und zu einem Abroller ansetzte. Sich abzurollen ist bei einem Sprung aus großer Höhe immer wichtig. Auch dies hatte ich aus Computerspielen gelernt.
Leider knallte ich dabei frontal mit dem Gesicht auf den Boden, da meine Arme etwas zu langsam waren. Der Schlag trieb mir die Tränen in die Augen.
Während ich vorsichtig mein Gesicht vom Boden löste, schwor ich mir, das Abrollen zu üben. Wenn diese Fluchten anscheinend ab sofort auf der Tagesordnung standen, sollte ich bei der nächsten etwas geschickter agieren.

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.

7 Gedanken zu „Hier spricht die Polizei“
    1. Ich gebe zu, dass ich dieses Jahr viel Spaß an Slapstick habe. Neben dem Wortwitz, den ich immer weiter ausbaue, hoffe ich, dass ich auch auf dem anderen Feld besser werde… 😉

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