Sommer grüßte Patricia mit einem versucht selbstsicheren Lächeln, welches meiner Meinung nach an den Rändern etwas ausgefranzt wirkte. Den Typen neben Patricia ignorierte er.
Hätte ich den Typ zu einer anderen Zeit kennengelernt, wäre er mir auf den ersten Blick sympathisch gewesen.
Ich begrüßte Patricia und schüttelte dann die Hand des Fremden, was mir Sommer zähneknirschend quittierte.
Der Typ sagte: »Hallo, ich bin Johannes. Wir hatten ja heute Mittag kaum Zeit uns kennenzulernen.«
Inständig hoffte ich, dass er BWL oder WiWi studiert hatte, damit er mir einen Grund gab, ihn von ganzem Herzen zu hassen. Naturwissenschaftler haben in der Regel eine sehr beengte Weltsicht und ihre eigenen Vorurteile – es geht nicht darum, woher Du stammst, solange Du kein Kaufmann bist.
Johannes wirkte allerdings nicht wie der typische BWLer. Er hatte eine Kippe zwischen den Lippen und eine Flasche Bier in der Hand. Sein blondes Haar bildete eine Locke, bleich über den Augen. Die Kleidung war lässig. Nicht ganz Schwiegermutters Liebling, etwas mehr Bad-Boy, aber auch nicht zu verwegen.
Er sagte: »Was bringt euch nach Sant Peter?«
Ich sagte: »Mein Kollege war total angetan, als Patricia ihm von dem Ort erzählte. Er meinte, dass er noch nie hier war und auch mal nachsehen wollte, was hier so geht.«
Sommer sagte: »Es gibt keine Orte, an denen ich noch nicht war.«
Ich sagte: »Wenn Du meinst, die Geschichte besser erzählen zu können, dann kannst Du gerne übernehmen.«
Sommer sagte: »War genauso, wie er es sagte.«
Patricia lächelte und sagte: »Wir sollten uns setzen. Johannes hat uns einen Tisch reserviert.«
Sommer lächelte erneut schräg und folgte Patricia nach innen.
Johannes sagte: »Was ist mit dem Kerl los? Ist er immer so weltfremd?«
Ich sagte: »Er ist ziemlich naturverbunden. Das liegt in seiner Familie. Die haben da alle was mit Mutter Erde. Wie in einer dieser esoterischen Sekten.
Johannes sagte: »Zumindest sagte Patricia, dass er sehr gut surfen kann.«
Ich sagte: »Wenn er sich nicht gehen läßt, ist er ein ganz schöner Sonny-Boy.«

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.