Während des restlichen Tages drehte sich Sommers Laune, wie eine Schnellrestaurant Fahne, in den Händen eines Dreijährigen.
Erst war er sich sicher, dass da kein Typ war, dann war er am Boden zerstört, dann dachte er daran, dass ich bestimmt nur einen fernen Bekannter oder Verwandter von Patricia gesehen hatte und zum Schluss war er voller Hoffnung, dass ich mir den Typ nur eingebildet hatte.
Zum Glück konnte ich mich, mit der Entschuldigung, dass ich mich noch ›fertig‹ machen musste, ein paar Stunden zurückziehen. Während ich auf der Toilette meinen Blog pflegte, hörte ich Sommer im Zimmer herumlaufen.
Von dem ausgehend was ich hörte, musste er es sich bei einer dicken Tüte gemütlich gemacht haben. Der süßliche Geruch zog unter der Tür zu mir auf. Hoffentlich hatte er wenigstens die Fenster geöffnet. Eigentlich hatte ich bewusst ein ›Nichtraucher‹-Apartment gemietet.
Nach dem Duschen streifte ich ein schwarzes Hemd über, schlüpfte in die schwarze Hose – schwarz soll ja bekanntlich schlank „machen“ und ich habe allerhand zu kaschieren – und zum krönenden Abschluss steckte ich mir meinen Poser-Hut auf den Kopf.
Das sollte mir definitiv das Aussehen eines Hipsters geben.
Als ich im Wohnzimmer stand hatte Sommer weder sein ausgewaschenes Surfer-T-Shirt noch seine Badesandalen gewechselt.
Ich sagte: »Willst Du Dich nicht schick machen?«
Sommer sagte: »Ich bin immer schick.«
Ich sagte: »Dann lass uns. Dein Ego muss dann wohl reichen.«
Wir brauchten nur ein paar Minuten, um zur Bar zu gelangen.
Ich sagte: »›Heute Abend‹ ist ein ziemlich unpräziser Zeitpunkt für eine Verabredung.«
Sommer sagte: »Kein Problem ich sehe sie schon.«
Ich sagte: »Und es ist wirklich ein Typ bei ihr.«
Sommer sagte: »Verdammte Axt. Ich wünschte, Du hättest nicht recht.«
Ich sagte: »Hab ich aber.«
Sommer sagte: »Manchmal wünschte ich mir, dass Du von einem Laster überfahren wirst.«

Von SackingBob74

1974 in Dorsten geboren, entdeckte man früh das fehlende sportliche Talent des Autors. Über Jahre erlernte er mühsam das Lesen und Schreiben, wobei er mit dem Letzteren immer seine Probleme hatte. Die Lehrer bescheinigten ihm ein hohes Maß an Fantasie und Flexibilität in der Rechtschreibung. Aus den oberen Gründen stand ihm lediglich der Zweig der Naturwissenschaften offen. Sein Werdegang wurde 2008 an Halloween mit einer Promotion in Chemie belohnt. Sein erstes Buch »Niedermolekulare Co-Kristallisation« erwies sich als Ladenhüter (Essener Uni-Bibliothek, wird wahrscheinlich z.Z. im unzugänglichen Keller aufbewahrt). Um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen, beschloss der Autor, das Genre zu wechseln. Seit ein paar Jahren veröffentlicht er in seinem Blog >SackingBob74.de< Geschichten über sich und die personalisierten Jahreszeiten. Er lebt mit seiner Familie in Gladbeck.

Ein Gedanke zu „Ausgehen“

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