Draußen sah ich Schnee liegen, der zu beiden Seiten der Bahnstrecke einen halben Meter aufgetürmt stand. Dahinter sah ich ein Bergmassiv.
Den Wechsel in der Landschaft hatte ich nicht mitbekommen. Wahrscheinlich war ich so sehr in das Gespräch mit Winter vertieft, dass ich die Veränderungen verpasst hatte. Für einen Augenblick beschäftigte mich die Frage: Wie kommt man aus dem Flachland ganz plötzlich in die Berge, ohne es zu bemerken?
Ich sah Winter an und sagte: »Wo sind wir jetzt?«
Winter sagte: »Jetzt kommt die Neugierde zu Deinen negativen Eigenschaften hinzu.«
Ich sagte: »Du sammelst doch sowieso gerade – kleb‘ Dir die Eigenschaft einfach in das Sammelheftchen. Außerdem bin ich nicht neugierig, ich will nur alles wissen. Da besteht ein Unterschied.«
Sie sagte: »Ich halte Dich auch nicht für dumm, sondern lediglich für sehr unterbelichtet. Da besteht ebenfalls ein Unterschied.«
Ich sagte: »Sag mir noch einmal, warum Du mich mitgenommen hast.«
Sie sagte: »Reisen alleine machen mich immer depressiv. Deine Begleitung gibt mir das ständige Gefühl der Überlegenheit.«
Es hatte wenig Sinn, mit ihr weiter zu streiten. Langsam schüttelte ich den Kopf und sagte: »Meine Frage hast Du mir nicht beantwortet. Wo sind wir jetzt?«
Sie sagte: »Siehst Du das schmucke Schloss auf dem Hügel da drüben?«
Ich nickte. Plötzlich griff Winter nach ihrer Jacke und zog sich hoch. Gleichzeitig ruckelte der Zug und hielt unvermittelt an.
Sie sah mich an und sagte: »Das ist unsere erste Station. Wir müssen hier raus.«

11 Gedanken zu „Erste Station“
Kommentare sind geschlossen.
Ich mag Winter immer mehr – ihr harmoniert immer besser zusammen (für mich als Leser sehr amüsant (-; )
Ich lerne ganz langsam mich auf Winter einzustellen und sie wird so ganz langsam…
Sagen wir einfach, egal wie lange ich sie kenne, ab und zu erwischt sie mich kalt.
Das muss an ihrem – äußerst interessanten – Charakter liegen.
Oh je, mir wird es am Ende des Jahres sehr schwer fallen, Herbst klar zu machen, dass seine Schwester aufgrund ihres Charakters, mehr Beachtung erhalten hat, als er.
Der Arme wird mir wohl wieder die ganze Zeit die Ohren voll heulen.
Ach was, den mag ich doch auch 😉
Hast Du ihm aber nie gesagt!
Mein Gott, das wäre allerdings auch nicht angebracht gewesen. Man sagt ja auch keiner Trauerweide, dass sie sich nicht so hängen lassen soll….
Der nächste Herbst kommt bestimmt – bis dahin denke ich mir ein paar nette Kommentare für ihn aus. Nicht dass er noch einer Depression verfällt und nicht mehr wiederkommt…
Das mit der Trauerweide ist super 😂
Mein Winter und Deine Dame würden ein passendes Paar abgeben 😉
Fragt sich wer die beiden zusammen ertragen würde. Manchmal würde ich allerdings mich fragen, ob die Frau überhaupt beziehungsfähig ist.
(Mein)Winter verirrt sich gerne in überflüssige Wege des Denkens). Er ist so beschäftigt, dass diese Frage für ihn überhaupt nicht im Raum steht 😉
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