Diesmal hatte Winter zwei Becher mit einer dampfenden Flüssigkeit in ihren Händen. Ich war definitiv überrascht, wobei ich die Becher kritisch betrachtete. Ihre gute und überschwängliche Laune verdarb mir den Spaß auf die Beantwortung ihrer Frage.
Daher sagte ich: »Was hältst Du eigentlich vom Feminismus?«
Ihr Lächeln entschwand, wie das Eis von einer Autoscheibe, wenn man warmes Wasser drüberschüttet.
Sie sagte: »Du lenkst ab.«
Ich sagte: »Hast Du gestern auch gemacht.«
Wir beide schwiegen einen Augenblick. Sie stellte einen Becher vor mir ab und sagte: »Das mit dem Feminismus ist endlich einmal eine gute Idee.«
Ich griff nach dem Becher, roch daran – es war irgendetwas Fruchtiges drin – und nahm einen Schluck. Mit etwas Zucker wäre das Getränk besser.
Winter sah mich an und ich merkte, dass sie eine Erwiderung erwartete.
Ich tat ihr den Gefallen und sagte: »Wie meinst Du das?«
Sie sagte: »Ganz früher, kurz nachdem ihr von den Bäumen geklettert kamt, war die Frau das Zentrum der Gesellschaft. Sie war wegen der Fähigkeit der Reproduktion an der Macht.
Danach kamen die blöden Griechen und Römer und führte die Diktatur des Mannes ein. Nach fast 3.000 dunklen Jahren ist es doch wohl richtig, dass die Frau ihre eigentlich Rolle erneut annimmt.«
Das musste mir Winter genauer erklären.

13 Gedanken zu „Nach den Bäumen“
Kommentare sind geschlossen.
Achja, der Feminismus. Auch wenn ich mich damit unbeliebt machen mag, ich halte den Kurs vieler Hardcore-Feministen dür männerfeindlich. Und damit für ein Paradoxon, Ungleichbehandlung mit Ungleichbehandlung zu ersetzen.
Ich will jetzt nicht vorgreifen – und antworte morgen 😉
Ich bin gespannt. 😀
Uh, Winter eine Matriarchin? Oder bloß zynisch? Das ist mal eine ausgesprochen investigative Enthüllung, Bob. 🙂
Winter ist Winter. Sie kann alles mögliche sein, ganz wie man es sieht. 😉
Lenkt ihr etwa vom letzten Thema ab? ;D
Das mit den Teesorten?
Unter anderem 😉
Ich wusste nicht, dass ich so viele Krimi Leser im Auditorium habe. Ich war mir sicher, dass die Geschichte um einen Mord nur nervt… 😉
Oder um es anders auszudrücken: vielleicht hat Winters ausweichenden Art ja Methode oder der Autor will mit dümmlicher Verzögerungsstrategie nur den Höhepunkt herauszögern oder noch schlimmer – er weiß auch noch nicht wie es zu Ende geht… Im letzten Fall sollte er seine Geschichten wohl besser plotten!
Ich glaube halt, die Geschichte könnte äußerst interessant sein 😉
Und du solltest dem Autor vllt. ein bisschen mehr zutrauen 😀
Das mit dem zutrauen ist kein Problem,. 😉 normalerweise plane ich Krimis vor, aber bei den Jahreszeiten muss ich mich leider selbst überraschen lassen.
Ich gelobe feierlich Besserung, sollte ich den Krimi den ich gerade schreibe mal fertig bekommen und mich nicht immer von den Jahreszeiten ablenken zu lassen.
Zu welcher Uhrzeit tätigt ihr solch tiefgreifende Gespräche? Spät am Abend könnte man(n) dann ein plötzliches Schlafkoma vortäuschen 😉
Winter überkommt mich immer unterschiedlich. Aber meist kommt sie erst nach meiner Arbeit… Ich werde es mal mit einschlafen versuchen. Danke für den Tipp!