Ich sagte: „Du hast es gut Herbst, Du brauchst Dir über das Altern keine Gedanken machen.“
Er sagte: “Warum macht ihr es?”
Ich sagte: “Ich weiß nicht, wir wollen nicht ständig an die Vergänglichkeit erinnert werden.”
Er sagte: “Dann müsstet ihr mich hassen. Meine ganze Familie ist für die Änderungen in der Natur zuständig. Und gerade meine Wenigkeit ist die Vergänglichkeit in Person.”
Ich sagte: “So hab ich das nicht gemeint. Ich meinte, dass du Dir keine Sorgen machen musst, weil Du kein Ende hast.”
Er sagte: “Macht ihr euch auch immer Gedanken darüber, dass ihr nicht wisst, was vor eurer Geburt passiert ist?”
Ich sah ihn überrascht an. Was wollte er jetzt von mir. Niemand hatte Angst, weil er nicht wusste, was vor seiner Geburt mit ihm passiert ist. Nichts war vor der Geburt mit einem passiert.
Ich sagte: “Warum stellst Du mir jetzt diese merkwürdige Frage?”
Er sagte: “Du meinst, dass ich mir keine Gedanken machen muss, weil ich unsterblich bin. Du bist es nicht, aber ich verstehen nicht, warum Du überhaupt über Deine Sterblichkeit nachdenkst. Das ist doch völlig unwichtig.”
Ich sagte: “Warum?”
Er sagte: “Du sagst, dass Fragen über Dich vor Deiner Geburt merkwürdig wären. Dann sind sie es doch auch, wenn wir über die Zeit nach Deinem Tod sprechen.
Meinst Du nicht, dass vorher und nachher meistens das Gleiche sind? Schau Dir mal eine Wurst an. Die hat zwei Enden und die jammert auch nicht den ganzen Tag rum.”
Ich sagte: “OK, wenn Du meinst.”

2 Gedanken zu „Vergänglichkeit im Herbst“
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Freue mich, wieder einmal hier zu lesen, folge interessiert den Gedanken, die mit Herbst tauschst.
Dank Dir. Wenn ich nach draußen gucke, ist aber bald Schluss mit Herbst. Und seine Schwester Winter wird wesentlich kühler…