Der Herbst saß mir heute in der Kantine gegenüber. Von seiner Nase tropfte es auf den Tisch. Glücklich war er augenscheinlich nicht.
Er sagte: „Ich bin ja kein Nazi, aber…“ Da musste ich ihn unterbrechen. Mein Kopf flog von der einen, zur anderen Seite und ich sagte: „Alles was vor dem ABER kommt, wird mit dem Satzteil dahinter negiert.“
Der Herbst guckte irritiert. Kurz hielt er inne, ließ sich dann allerdings nicht mehr stoppen: „Denkst Du nicht, dass der Landsmann im Augenblick, aufgrund der Betrügereien und Bestechungen einen schlechten Leumund erhält?“
Ich wäre fast an meinem Broccoli erstickt. Als ich erneut Luft bekam, sagte ich: „Meinst Du nicht, dass der Leumund sowieso beschissen war?
Der Landsmann ist eigentlich nur für zwei Dinge bekannt (wenn man mal von der starken Liebe zu David Hasselhoff absieht) und das sind
1. die abstoßende Hässlichkeit und
2. die ebenfalls abstoßende Humorlosigkeit.
Der erste Vorurteil ist schnell zu erklären. Durch die Austausch-Stangenwahre – insbesondere der holden Weiblichkeit als Aushängeschild für das Land, hat es eine Dame geschafft, das Bild ihrer Heimat auf die Netzhaut der Welt zu projizieren.
Dir ist doch sicherlich klar, dass ich von Heidi Klum spreche?“
Ich ließ das Gesagte kurz sacken und sagte dann: „Über die Humorlosigkeit zu diskutieren hat keine Sinn. Das macht die Sache nicht besser.
Von früheren Tugenden wie Fleiß und Pünktlichkeit haben die heimkehrenden Urlauber von Außerhalb, nach dem Genuss einer Bahnfahrt, anscheinend nichts mehr übrig gelassen.
Es bleibt dabei: Vielleicht hilft uns ja Bestechung und Betrügereien das Bild des Humorlosen abzulegen. Das wäre doch nur positiv für uns.“
Den Herbst hatte ich mit meiner Rede leider nicht überzeugen können. Wie ich ihn kenne, rennt der gleich weiter zur nächsten Idioten-Demo, nur um zu beweisen, dass er kein Nazi ist. Armer Irrer.
